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Giovanni Cicivelli – So funktioniert mein Trading-Ansatz (2)

Teil 2 des Interviews mit Trader Giovanni Cicivelli. Zwar handelt Giovanni Cicivelli nach einem strukturierten Trading-Ansatz, der sich aber gleichzeitig in hohem Maße auf seine langjährige Erfahrung stützt und dadurch für Außenstehende schnell undurchschaubar wirkt. Vielleicht ist sein Ansatz aber gerade deswegen so gut und so interessant. Wir hoffen, mit diesem ausführlichen Interview ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen.

  • Wie kommen Sie mit schwierigen Phasen zurecht, zum Beispiel wenn die Volatilität sehr niedrig ist?

Giovanni Cicivelli: Man muss sich ruhige Phasen mit wenig Volatilität einfach schönreden, auch wenn es mal keine Trades und damit keine gewinne gibt, denn man hat ja immerhin auch nichts verloren. Es ist das gleiche, wenn ich zu früh aussteige und der Kurs dann noch viel weiter läuft. Ich sage mir dann, dass von der gewinnmitnahme noch keiner arm geworden ist. Indem ich die positive Seite an den Dingen sehe, bleibe ich auch mental in der richtigen Spur, um weitere gute Trades machen zu können. Lässt man sich psychisch dagegen auf die schlechte Seite ziehen, bringt das meistens Folgeprobleme mit sich, die es schwer machen, gut zu traden. Deshalb trade ich zum Beispiel auch nicht, wenn ich krank bin oder es privat Probleme gibt. Insgesamt denke ich, dass Trading zu 70 Prozent Kopfsache ist.

  • Was war Ihr grösster Verlust-Trade und wie ist er passiert?

Giovanni Cicivelli: Da muss ich nicht lange überlegen. Es war ein Newstrade in der Siemens-Aktie. Ich hatte die News als positiv interpretiert, aber der Markt begann zu fallen. Mein Fehler war, dass ich nicht ausgestiegen bin, als mein Stopp erreicht war. Aber schlimmer noch: Weil ich unbedingt Recht haben wollte, verbilligte ich den Trade mehrmals. Das machte es erst richtig schlimm. Ich habe an diesem Tag sehr viel verloren und jede Menge daraus gelernt.

  • Wie viel effizienter sind die Märkte Heute im vergleich wu Früher?

Giovanni Cicivelli: Es ist ein riesiger Unterschied. Die Effizienz wird immer höher und gleichzeitig wird es schwieriger, gewinne im Trading zu machen. Bei den großen liquiden Aktien gibt es inzwischen High-Frequency-Programme, die meinen Orders zuvorkommen. Dennoch gibt es aber nach wie vor Ineffizienzen, die erfolgreiches Trading ermöglichen, vor allem bei kleineren Aktien und in Phasen hoher Volatilität. Mein Vorteil ist dabei, dass Strategien auf Basis von News und Panik kaum durch Algorithmen abgebildet werden können und ich deshalb nach wie vor profitabel handeln kann. Allerdings ist mein Handelsstil wegen der Beschränkung auf überwiegend kleine Aktien auch nicht skalierbar, also auch nicht im Rahmen eines Fonds umsetzbar, sondern nur für mich privat. Skalierbare Instrumente wie der DAXFuture sind dagegen hocheffizient und beinahe unmöglich profitabel handelbar, abgesehen von besonderen Paniksituationen. Ich kenne persönlich nur zwei Trader, bei denen ich sicher weiß, dass sie im DAX-Future tatsächlich dauerhaft gewinne erzielen. Auch die Charttechnik hat bei den meisten deutschen Aktien intraday kaum Bedeutung, da es zu wenige Preisfeststellungen gibt. In den USA sieht das vielleicht etwas anders aus.


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  • Sie meinen also, dass die Charttechnik besser funktioniert, wenn es viele Preisfeststellungen gibt?

Giovanni Cicivelli: Genau. Der Kurs ist dann im Zeitablauf effizienter, da er ständig neu festgestellt wird, was eine bessere Charttechnik ermöglicht. Deswegen handle ich auch ab und zu Währungen, wenn bei Aktien gerade nichts los ist, und verwende dort klassische Chart-Muster wie Trendkanäle, Widerstände und Unterstützungen. Mit Effizienz meine ich hier, dass es viel Input an Kursinformationen gibt und nicht unbedingt, dass der Markt der Theorie nach wirklich effizient ist (und keine gewinne möglich wären).

  • Dass ihr Handelsstil nicht skalierbar ist, hat also letzlich sowohl eine gute als auch eine schlechte Seite.

Giovanni Cicivelli: Das stimmt. Ich werde oft im Rahmen meines 10.000-Euro-Kontos, das ich öffentlich neben meinem großen Konto trade, gefragt, warum ich denn bei den hohen Renditen nicht einen Fonds aufmache. Aber genau das geht eben nicht, da die Trades alle klein sind und schnell platziert werden müssen. Die hohe Rendite klappt also nur mit kleinen Summen, sonst hätte ich den Sprung zum Fondsmanager doch schon längst gemacht. Man kann sagen, dass meine Strategie leider nicht skaliert. Andererseits ist es aber auch so, dass sie zum glück nicht skaliert. Denn sonst würde es sich für die großen Akteure lohnen und diese Ineffizienzen und damit meine Existenzgrundlage wären vielleicht schon lange verschwunden.

  • Was würden Sie sagen, wie viel Kapital braucht ein guter Trader wie Sie, um vom Trading leben zu können?

Giovanni Cicivelli: Ich antworte auf diese Frage meist mit „100.000 Euro“. Das setzt natürlich voraus, dass man Profi ist und ganz genau weiß, was man tut. Für einen Einsteiger ohne Erfahrung stellt sich die ganze Frage ja nicht wirklich, da er sicherlich geld verlieren wird. Dann wäre logischerweise erstmal ein möglichst kleines Konto zu empfehlen.

  • Haben Sie auch langfristige Investments?

Giovanni Cicivelli: Neben meinem Immobiliengeschäft und ein paar Beteiligungen führe ich ein Depot mit langfristigen Top- oder Flop-Aktien, die sich entweder richtig durchsetzen oder aber scheitern. Hier geht es mir allein um die dahinterstehende Story des jeweiligen Unternehmens und ob es etwas Besonderes an sich hat. Es sind Positionen in kleinen Aktien und ich möchte auf Sicht von fünf Jahren dabeibleiben. Kennzahlen oder andere Sachen schaue ich mir nicht an. Momentan habe ich etwa zwölf Titel im Depot.

  • Können Sie ein Buch empfehlen?

Giovanni Cicivelli: Ich habe selbst kaum fünf Trading-Bücher gelesen. Ich hatte immer das gefühl, dass mich die verschiedenen Widersprüche nur verwirren und dass ich eigentlich einen ganz guten Job mache. Oft empfehle ich aber das Markttechnik-Buch von Michael Voigt, da es einfach gut gemacht ist und viele Dinge miteinander verbindet.

  • Haben Sie einen praktischen Tipp?

Giovanni Cicivelli: Ich würde empfehlen, nur kurz auf einem Demokonto zu handeln, um die Funktionsweise der Handelsplattform zu verstehen, und dann auf echtes Trading mit einem kleinen Konto zu wechseln. Denn Trading lernt man nur durch Trading. Es kommt dabei auch nicht darauf an, gleich große gewinne zu machen. Man ist schon ein guter Trader, wenn man keine Verluste macht. Wie viel gewinn darüber hinaus möglich ist, das ist eine ganz andere Frage. Trading ist wirklich Arbeit, wie jeder andere Job auch, das spüre ich jeden Tag. Mit viel Disziplin und vor allem dem Einhalten der Stopps ist gutes Trading auch an den heutigen Märkten nach wie vor möglich. Quelle: Traders' Mag.

Trader Giovanni Cicivelli.

Trading-Strategien Giovanni Cicivelli.

 

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