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Börse: Anlagenotstands-Rallye im Grenzbereich
Die Börsen lassen sich von den derzeit ambivalenten Information nicht irritieren. Der DAX rennt schon fast ungestüm in Richtung Allzeithoch an. Das Hoch von 16.271 Punkten ist schon in Schlagdistanz. Der Dow ringt um den Sprung über 35.000 Punkte. Gelingt der, wäre der Weg auf das Allzeithoch bei 36.800 Punkte frei. Auch der Nasdaq-Index zieht kräftig an.
Motor dieser Bewegung ist Jerome Powell. Der Chef der US-Notenbank hat zwar erklärt, dass die US-Zinsen weiter steigen müssen. Seine Aussagen deuten aber darauf hin, dass die Fed nur noch kleine Zinsschritte machen wird. Das ist deshalb erstaunlich, weil der US-Arbeitsmarkt praktisch ausgetrocknet ist. Die Arbeitslosenquote ist auf 3,4% gefallen. Es gibt 5 Millionen offene Stellen, aber nur 2,5 Millionen Menschen, die Arbeit suchen. Zugleich verdichten sich die Anzeichen, dass die US-Wirtschaft ebenfalls nur eine moderate Rezession erleben wird – wenn überhaupt.
Als Momentaufnahme sind das guten Nachrichten für die Börsen. In diesem Umfeld sind die Anleger bereit, ins Risiko zu gehen. Das zeigt sich am Fear-and-Greed-Index. Das Pendel schlägt mit 73 von 100 Punkten sehr deutlich in Richtung Gier aus.
FUCHS-Kapital glaubt aber weiterhin, dass diese „Anlagenotstands-Rallye“ auf einer zunehmend sandigen Piste gefahren wird. Insbesondere wenn sich die Konjunkturhoffnungen erfüllen, ist an fallende Inflationsraten nicht zu denken. Denn die Zweitrundeneffekte werden langsam sichtbar (FK vom 17.11.22). Darauf haben jetzt auch Ökonomen hingewiesen. Demnach habe sich die Zusammensetzung der Inflationstreiber zuletzt geändert. Der Rückgang der Energiepreise hat die Inflationsrate gebremst. Vor allem Nahrungsmittel und viele andere Güter sind aber deutlich teurer geworden.
Die Frage lautet daher: Wie lange können die Unternehmen mit den steigenden Preisen zurecht kommen? Vorprodukte werden nach wie vor teurer. Hinzu kommen etliche Lohnrunden (FB vom 26.01.). Der Lohndruck wird sogar steigen, wenn die Konjunktur weiter so robust läuft und vielleicht sogar noch Fahrt aufnimmt. Das werden auch die Notenbanken nicht aus dem Blick verlieren dürfen.
Anleger stehen darum vor dem strategischen Dilemma, die Anlagenotstands-Rallye weiter mitzufahren zu müssen. Vom fahrenden Zug abspringen heißt, Rendite zu verlieren. Cash verliert in jedem Fall gut 8% p.a. Angesichts dynamisch steigender Kurse und vielfach guter Dividendenrenditen sind Aktien derzeit weiter die aussichtsreichste und praktikabelste Anlageklasse.
FAZIT:
Wir rechnen damit, dass es einen zweiten spürbaren Inflationsschub geben wird. Die aktuelle Beruhigung ist nur vorübergehend. Nicht zu vergessen ist der Basiseffekt. Der sorgt dafür, dass auch geringere Inflationsraten eine erhebliche Geldentwertung bedeuten. Die Notenbanken bleiben somit unter Druck, die Börsen-Rallye wird zunehmend im Grenzbereich gefahren. Bauen Sie Absicherungen ein, kaufen Sie nur Aktien mit hohen Dividenden-Renditen. Quelle: Fuchs-Kapital.