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Börse: Fed bremst Zins-Hoffnungen
Die Kosten einer zu laschen Bekämpfung der Inflation dürften deutlich höher sein als die Kosten einer zu scharfen Geldpolitik. Das ist für FUCHS-Kapital der zentrale Satz aus dem jüngsten Protokoll der US-Notenbank. Denn dieser Satz meißelt die Linie der Fed in Stein. Es wird weitere straffe Zinsschritte geben – und zwar so lange, bis die Inflation wieder „eingefangen“ ist. Nur das bremst die wirtschaftliche Aktivität und reduziert – irgendwann – auch die Inflationsdynamik.
Um den Märkten diese bittere Erkenntnis etwas zu versüßen, gab die Fed noch ein Zuckerl mit. „Irgendwann ist es erforderlich, das Straffungstempo zu verlangsamen.“ Allerdings heißt das nur, dass die Fed dann (irgendwann) die Zinsen etwas langsamer anheben wird.
Die Position der Fed ist damit klar, aber die US-Geldhüter könnten dennoch bald in ein schwieriges Fahrwasser kommen. Denn sie verknappen das Geld und erhöhen die Zinsen. Der Inflationsdruck könnte sich aber – ähnlich wie in Europa – schon bald von der wirtschaftlichen Entwicklung abkoppeln. Angesichts der Entscheidung der OPEC+, die Fördermenge für Öl zu reduzieren, könnten die USA einen ähnlichen Energiepreis-Schock erleben wie Europa schon beim Gas.
Die US-Administration hat das Risiko eines Ölpreis-Schocks offenbar erkannt. Einerseits werden scharfe Maßnahmen gegen die OPEC+ debattiert (Stichwort NOPEC-Gesetz, FB vom 10.10.). Andererseits hat das Weiße Haus bereits verlauten lassen, dass es keine Sanktionen gegen Unternehmen ergreifen wird, die nach der Einführung eines Ölpreisdeckels auch weiterhin mehr Geld für russisches Öl bezahlen. Das zielt für die USA darauf ab, trotz eines Ölpreisdeckels selbst weiter preiswert Öl auf dem Weltmarkt kaufen zu können.
Für die Fed könnte das noch unangenehm werden – und damit auch für die Aktienmärkte. Wenn die US-Wirtschaft tiefer in die Rezession abtaucht, der Preisdruck wegen der Rohstoffe aber nicht deutlich nachlässt, dann rutscht die USA tiefer in das Stagflations-Szenario, das Europa bereits deutlich sichtbar „vor der Brust“ hat. Das Risiko dafür ist gar nicht so gering. Immerhin haben Weltbank, IWF und OECD in den vergangenen Tagen ihre Konjunkturausblicke veröffentlich. Alle erwarten nun einhellig eine Rezession auf der Welt für 2023.
Gas aus anderen Quellen wird darum vergleichsweise teuer bleiben, auch wenn wir den Gaspreis-Peak voraussichtlich hinter uns haben (FB vom 8.9.). Ein ähnliches Bild sehen wir bei den Strompreisen. Die EU will den Preis für Strom, der aus Gas erzeugt wird, auf 200 Euro je Megawattstunde begrenzen, so ein Analyst von CMC. „Dass Unternehmen wie RWE und E.on diese Nachricht positiv aufnehmen, zeugt davon, dass der Markt von einer weitaus niedrigeren Obergrenze ausgegangen war.“ Die Strompreise dürften vermutlich nicht merklich fallen, die Versorger gute Einnahmen erzielen, wenn sie preiswerter produzieren.
Das fundamentale Umfeld für die Börsen könnte damit kaum schlechter sein. Noch immer hohe Bewertungen, rückläufige Konjunkturdynamik mit Aussicht auf eine Kontraktion – und das bei zugleich weiter absehbarer signifikanter Straffung der Geldpolitik. Dieser Cocktail ist hochprozentig, wird an den Aktienmärkten aber noch Schmerzen verursachen. FUCHS-Kapital erwartet weiterhin, dass die Börsen allenfalls Kraft für Aufwärtskorrekturen finden.
FAZIT:
Anleger haben keine Eile damit, in die Märkte einzusteigen. Die jüngste Stabilisierung bei 28.800 im Dow, bei 11.800 im DAX ist der Versuch einer Bodenbildung. Von hier kann es rein technisch nach oben gehen. Der Bärenmarkt bleibt fundamental intakt, teilweise rücken Anleihen wieder in den Blick. Quelle: Stefan Ziermann, Fuchs-Kapital.