Sie sind hier
DAX und DOW – Börse: Im Fahnenstangen-Modus
Januar 2021. Die Börsen sind zu Jahresbeginn im Fahnenstangen-Modus. Am Fuße des Flaggenmastes stehen die Notenbanken. Sie ziehen die Märkte mit den Nullzinsen und den milliardenschweren Anleihekäufen rund um den Globus immer weiter und immer schneller nach oben.
Die Zeichen einer akuten Überhitzung an den Börsen verdichten sich deutlich. Viele Bewertungen entfernen sich mit Lichtgeschwindigkeit von jeglichen fundamentalen Eckdaten. Drei Beispiele: Die Aktien des südkoreanischen Autobauers Hyundai (Börsenwert immerhin 50 Mrd. USD) stiegen an einem Tag um sagenhafte 25% - und das nur, weil Hyundai erklärte, mit dem Tech-Konzern Apple über eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung eines E-Autos zu verhandeln. Später ließ der Autohersteller sogar die Luft aus der Nachricht ab, der Aktienkurs reagierte darauf aber nicht negativ.
Auch Tesla-Chef Elon Musk hat wieder den Markt bewegt. Er twitterte, die Menschen mögen den Messenger-Dienst Signal und nicht mehr Whatsapp nutzen. Kurioser Börseneffekt: Die Aktie von Signal Advance, ein völlig unbekannter Penny-Stock, der für wenige US-Cents im US-Freiverkehr gehandelt wird, schoss binnen Stunden um über 1.000% auf über 38 US-Dollar nach oben. Anleger nahmen fälschlich an, das Unternehmen hätte etwas mit dem gar nicht börsennotierten Messenger Signal zu tun. Das ist pure Gier und Casino-Mentalität.
Wasserstoff-Aktien reihen sich hier in den Hype ein. Aber was hier gerade läuft, ist eine Super-Blase. Beispiel Plug Power. Das Unternehmen hat inzwischen einen Börsenwert von 33 Mrd. Dollar, bei einem Umsatz von 300.000 US-Dollar im Jahr unds steigenden Verlusten. Noch vor Jahresfrist lag die Aktie bei 2,53 US-Dollar, heute steht sie bei 70 US-Dollar. Züge des Neuen Marktes sehen wir auch beim hohen Zustrom der Privatanleger an die Börsen. Vor allem in den USA hat sich die Zahl der Privat-Zocker enorm erhöht. Sie rennen neuen Billig-Brokern mit Online-Konten die Türen ein. Und sie kaufen Aktien „schon ab 1 Dollar“ in Kleinst-Stückelungen, spekulieren auf Kredit mit Optionen und wollen in immer kürzeren Fristen Rendite machen. Das ist ebenfalls eine Folge des von den „Geldhütern“ ausgelösten Anlagenotstandes. Doch gerade mit billigem Geld ist die Gefahr groß, zu teuer einzukaufen.
Die Wucht der Liquiditätswelle ist groß. Seit Oktober sind die großen Leitbörsen um 20% gestiegen. Der DAX stand damals bei 11.000 Punkten, heute bei 14.000 Zählern. Die Börsen entkoppeln sich momentan immer schneller von der Realwirtschaft. Das wird nicht ewig gut gehen, jede Fahnenstange ist irgendwann zu Ende. Quelle: Stefan Ziermann, Fuchs-Kapital
FAZIT BÖRSE
Unser strategischer Blick ist unverändert. Solange die Notenbanken keinen Kurswechsel in ihrer Geldpolitik andeuten, bleiben Aktien das erste Investment. Es ist aber riskant, blind zu jedem Kurs zu kaufen. Eine Marktkorrektur ist überfällig. Ziehen Sie also Stoppkurse an. Neue Käufe frühestens nach einem Rücksetzer Richtung 13.000 DAX-Punkte. Die Börsen müssen erst einmal Luft ablassen.