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DAX und DOW – Börse: Wie hoch kann es gehen
Februar 2022. Die Aktienmärkte haben sich von ihrem Fed-Schreck der vorigen Woche erholt und sind wieder ordentlich gestiegen. Einerseits ist der Schreck darüber verflogen, dass die US-Notenbank Fed signalisiert hat, wenn nötig konsequent die Zinsen zu erhöhen. Andererseits machen sich die Händler inzwischen darüber Gedanken, ob die Fed in der Realität zu so vielen und schnellen Zinsschritten gezwungen sein wird. Die vorige Woche ins Kraut geschossenen Spekulationen, die Fed könnte bis zu sieben Zinsschritte noch in diesem Jahr gehen, ist jedenfalls wieder aus dem Markt gewichen.
Viele Beobachter haben zudem die realen Effekte der absehbaren Zinsschritte nachgerechnet. Das Ergebnis: Die Fed wird auch nach einigen Zinsschritten noch längere Zeit vergleichsweise expansiv bleiben. Sie fährt lediglich das Ausmaß der expansiven Geldpolitik langsam zurück. Angesichts von Inflationsraten von derzeit 7% wäre auch ein Leitzins von 1,75% (bei sieben Schritten) noch moderat.
Hinzu kommt, dass sich der Anstieg der Inflationsraten schon verlangsamt. Das verschafft ihr Spielraum für eine moderatere Gangart. Dieses Bild sehen wir bereits auch in Teilen des Euroraums. Insgesamt ist die Inflationsrate zwar auf 5,1% gestiegen. Aber der Anstieg hat sich verlangsamt. In Deutschland ist die Inflationsrate sogar von 5,3 auf 4,9% gefallen.
Vor diesem Hintergrund ist auch das heutige EZB-Statement einzuordnen. Die Notenbanker der Eurozone haben angedeutet, ihren Handlungsspielraum für Zinsschritte auszuloten, wenn die Inflation doch nicht wie erwartet zurückgeht. Denn die „Euro-Währungshüter“ kommen mit jedem Monat hoher Inflationsdaten und jedem Zinsschritt der Fed (und anderer angelsächsischer Länder) unter Druck, ebenfalls zu handeln. Einige Banken rechnen bereits damit, dass die EZB noch in diesem Jahr einen Zinsschritt gehen wird. De facto ist die Ausganglage in Europa dann aber wie in den USA: Die Geldpolitik wird nur langsam weniger locker.
Die Erkenntnis ist: Aktien bleiben auf der Kaufliste ganz oben. Allerdings beschleunigt sich der Favoritenwechsel. Trotz durchaus guter Zahlen stehen Tech-Aktien unter Abgabedruck. Die weit gelaufenen Titel kommen vergleichsweise schlecht mit im Trend steigenden Zinsen zurecht. Nebenwirkung: Darunter leiden insbesondere nachhaltige Fonds, weil viele von ihnen eine hohe Gewichtung in Tech-Aktien haben. Das hat eine Analyse von FUCHSBRIEFE gezeigt. Die hohe Gewichtung von Tech-Aktien ist aus Nachhaltigkeitsaspekten (z.B.: CO2-Reduktion) durchaus sinnvoll. Mit Blick auf die Renditeaussichten haben Nachhaltigkeitsanleger mit ESG-Fonds aber ein strukturelles Problem.
FAZIT:
Die Aktien haben am langfristigen Aufwärtstrend wieder nach oben gedreht. Im großen Bild bleibt aber das Trendwende-Szenario intakt. Momentan läuft nur eine Aufwärtskorrektur des jüngsten Einbruchs. Sie könnte einen guten Teil ihres Potenzials schon ausgereizt haben. Der DAX dürfte spätestens ab 16.000 Punkten wieder unter Druck stehen. Quelle: Stefan Ziermann, Fuchs-Kapital.