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DAX und DOW – Ernüchterungs-Effekt voraus
Mai 2020. Die Märkte fahren ihre Irren-Rally weiter. Der DAX hat binnen nur einer Woche fast 1.000 Punkte zugelegt. Jetzt hat der Index die 200-Tagetrendlinie bei 11.800 Punkten touchiert. Auch die US-Börsen sind weiter kräftig gestiegen und stoßen nun ebenfalls an der wichtigen Trendlinie an große Widerstände.
Die Märkte geben sich weiter ihren Illusionen hin (FK vom 21.5.). Die Erholung der Realwirtschaft dürfte aber zäher verlaufen als nach der Finanzkrise 200/09. Darauf deutet auch ein Vergleich des Statistischen Bundesamtes hin. Die Mathematiker haben die realwirtschaftlichen Daten von damals und heute einmal nebeneinander gestellt. Nach jeweils einem Quartal Krisenmodus zeigt sich, dass heute alle Parameter - vom BIP, über die Auftragseingang, Exporte, Produktionsindex, Einzelhandelsumsätze usw. - deutlich schlechter sind. Die nächsten beiden Quartale werden aller Voraussicht nach schlecht.
Wir glauben weiter daran, dass die Börsen mit dem Corona-Schock in einen Bärenmarkt gekippt sind. Solche Märkte verlaufen immer nach dem gleichen Muster. Einem ersten Schock-Abverkauf folgt eine recht zügige Erholung. Die kann kräftig ausfallen und durchaus 50% der zuvor erreichten Kursverluste aufholen. Getrieben wird diese Kaufwelle von ersten Schnäppchenjägern, politischen Rettungseingriffen und Beruhigungsmaßnahmen und der Annahme, dass alles nicht so schlimm wird. Typischer Verlauf eines Bärenmarktes
Typisch für einen Bärenmarkt: Wenn es gerade so scheint, als wäre das Schlimmste überstanden, kippen die Märkte erneut nach unten ab. Sie erleben dann einen Ernüchterungs-Effekt, weil es eben doch scharfe realwirtschaftliche Verwerfungen gibt, die von dem Krisenereignis ausgelöst, aber erst viel später entdeckt wurden. Wir meinen, dass wir uns nun nahe dieses erneuten Drehpunktes befinden.
Unsere Börsenerfahrung lehrt uns auch, dass Bärenmärkte fast nie nur wenige Wochen andauern. Seit den 60er Jahren gab es fast 10 Bärenmärkte. Jeder von ihnen dauerte knapp 6 Monate bis zu 2,5 Jahren. Und in jedem Bärenmarkt gab es eine ausgeprägte zweite Verkaufswelle. Das erwarten wir auch diesmal.
In jedem Fall geht uns die Markterholung angesichts der fundamentalen Unsicherheiten für die globale Konjunktur viel zu schnell. Dass Aktien wie TUI sich binnen Wochenfrist glatt verdoppeln - immerhin mit einer Milliarden-Marktkapitalisierung - ist extrem ungewöhnlich. Wir erinnern uns gern an den Börsenreporter Friedhelm Busch, der in den 90er Jahren für NTV vom Parkett berichtete. Eine seiner Lieblingsfloskeln: „Das war ein ordentlicher Schluck aus der Pulle.“ Busch brachte sie damals an, wenn der DAX oder eine Aktie binnen Tagesfrist um 1,5% gestiegen war. Was würde er wohl heute zu den Kursbewegungen sagen?
FAZIT
Wir bleiben bei unserem Bärenmarkt-Szenario. Die Börsen übertreiben fundamental und sind technisch ausgereizt. Eine Korrektur ist sehr wahrscheinlich. Nehmen Sie jetzt Gewinne mit und sichern Sie Positionen ab. Neue Käufe erst bei tieferen Kursen. Der DAX könnte leicht bis 10.900 Punkte fallen. Quelle: Stefan Ziermann, Fuchs-Kapital