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Börse: Inflations-Peitsche für die Fed
Das ist ein neuer Inflations-Schock, den die USA erleiden. Die neuesten Inflationsdaten (Mittwoch) zeigen, dass sich der Preisanstieg entgegen den Erwartungen noch einmal beschleunigt hat. Der US-Verbraucherpreisindex legte im Juni um 9,10% zu (Konsens 8,8%). Im Mai hatte die Inflationsrate noch bei 8,6% gelegen.
Die Inflation hat nun auch in den USA ein 40-Jahreshoch erreicht. Diese Zahlen werden zur Zinspeitsche für die US-Notenbank. Die Fed hatte ohnehin schon angekündigt, der Inflationsbekämpfung den Vorrang vor der Stabilisierung der Wirtschaft einzuräumen.
Größere Zinsschritte werden folgen. Die Erwartungen an die Fed galoppieren jedenfalls. Ursprünglich war die Annahme, dass die Notenbank die Zinsen im Juli um 50 Basispunkte erhöhen wird. Die Marktmeinung hat sich aber schnell auf einen Konsens von 75 Basispunkten verschoben. Inzwischen erwarten 46% aller Beobachter eine Anhebung um 100 BP. Noch vor drei Tagen haben das nur 7% aller Marktteilnehmer gedacht.
Für die US-Wirtschaft ist das eine schlechte Botschaft, das Risiko einer Rezession steigt deutlich an. Zwar hat Fed-Chef Jerome Powell immer wieder betont, dass die US-Unternehmen stark genug sind, Zinsschritte zu verkraften. Allmählich wachsen daran aber die Zweifel. Das liegt auch daran, dass immer wieder Unternehmen auf „schwierige Geschäfte“ hinweisen, die Berichtssaison hat gerade begonnen. Sowohl in der Industrie als auch beim privaten Konsum schwindet die Dynamik.
An den Währungsmärkten wurde die aktuelle Inflationszahl sofort eingepreist. Der Dollar sprang nach oben, hat gegen den Euro inzwischen die Parität hinter sich gelassen. Auch hier werden weitere aggressive US-Zinsschritte eingepreist. Euro und Yen haben somit eine klare Abwärtsperspektive. In beiden Ländern sind die Notenbanker deutlich „legerer“ als in den USA. Der Zinsvorsprung der USA dürfte somit wachsen.
Auffällig bleibt der Ölpreis. Der ist auch in dieser Woche weiter gefallen. Das nährt an den Börsen die Hoffnung, dass der Inflations-Peak erreicht sein könnte und die Zinsen nicht weiter steigen. Das wäre in der Tat gut. Allerdings geht der Ölpreis vor allem zurück, weil die Nachfrage drastisch sinkt. Das zeigen auch die steigenden Vorräte an Benzin und Destillaten. In diesen Daten wird das konjunkturelle Bremsmanöver in Richtung Rezession sichtbar. Wie dieses Umfeld gut für Aktien sein soll, bleibt uns nach wie vor ein Rätsel. Zumal noch längst nicht sicher ist, dass „nur“ die Zinsen zurückgehen. Das Szenario einer Stagflation (geringes Wachstum, hohe Inflation) ist noch längst nicht vom Tisch.
FAZIT:
Der Bärenmarkt bekommt neue Impulse. Die Fed wird Ende Juli mit einer Zinserhöhung um einen Prozentpunkt den Aktien und der Konjunktur einen neuen großen Bremsklotz in den Weg stellen. Unklar ist nur, ob die Börsen dieses harte Bremsmanöver goutieren oder ob es eine neue Verkaufswelle wegen zunehmender Rezessions-Sorgen auslöst. Stellen Sie sich derzeit an die Seitenlinie. Kaufen Sie ggf. nur, was schon weit gefallen ist oder solide Dividenden abwirft. Quelle: Stefan Ziermann, Fuchs-Kapital.