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Ebay und die Geschichte des hinausgezögerten Comebacks
Das Online-Auktionshaus Ebay mag nicht so recht in Fahrt kommen, dabei sind die Pläne des einstigen Überfliegers doch ambitioniert. Unter den E-Commerce Unternehmen gehört Ebay beinahe schon zu den Dinosauriern, aber irgendwie schafft es das Online-Auktionshaus, sich immer wieder neu zu erfinden. Doch erneut scheinen die Kalifornier aus San Jose die PS nicht auf die Straße zu bekommen. Die veröffentlichten Quartalszahlen sprechen jedenfalls ein doch eher triste Sprache und der Ausblick scheint besser, aber ebenfalls nicht rosig zu sein.
Ohne Pandemie Boom - Ebay laufen die Nutzer davon
Es wäre falsch zu behaupten, dass das Ebay Management nicht bereits vor langer Zeit davor gewarnt hat, dass der durch die Covid-19 Pandemie ausgelöste Boom beim Internet-Dino Ebay von temporärer Natur sei. Dennoch trifft es das Unternehmen in der Nach-Pandemie-Zeit ziemlich hart. Neben den aktiven Käufer- und Verkäuferzahlen ist es eben auch der Umsatz, welcher erneut gesunken ist und damit verdeutlicht, dass Ebay am Schrumpfen ist und aktuell kein Wachstum mehr generieren kann. Der Netto-Umsatz im vierten Quartal ging beispielsweise um 4% gegenüber dem Vorjahr zurück und bereits im dritten Quartal musste Ebay 5% Netto Umsatzeinbußen gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. Positiv zu erwähnen ist, dass die Werbeeinnahmen, generiert durch gesponserte Listings der Angebote, um 19% auf 276 Millionen US-Dollar angestiegen sind.
Doch bei schwindender Zahl von aktiven Verkäufern und Käufern ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Umsätze wieder den Rückwärtsgang einlegen, denn welcher Werbetreibende wird auf Dauer Listings auf einer Plattform aufgeben wollen, wenn die Kundschaft schwindet?
Hier scheint bei Ebay das große Problem zu liegen. Wie soll es dem Internet Urgestein gelingen, erneut für Wachstum zu sorgen. Die Idee von Ebay Chef Jamie Iannone und dessen Management Team ist, mit sogenannten Fokus Kategorien in Nischenmärkten das Geschäft weiter auszubauen. Das sind Kategorien wie Luxushandtaschen oder Autoteile. Zwar sieht die Unternehmensführung ebenfalls ein sehr instabiles Geschäftsumfeld und wagt es aus diesen Gründen nicht, eine Jahresprognose für 2023 abzugeben. Im Hinterkopf dürften wohl die Gespenster der aktuellen Geldpolitik der Federal Reserve spuken, die momentan keine Anstalten macht, die konservative Geldpolitik für beendet zu erklären.
Dieses Thema wurde auf der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) bekanntlich noch nicht einmal ansatzweise diskutiert. Unter diesen Umständen führt dann eben auch ein voraussichtlich positives erstes Quartal 2023 mit erneutem Umsatzwachstum, das über den Erwartungen liegt, nicht zu besonders großem Vertrauen unter den Anlegern und Investoren. Folglich kam der zu Jahresbeginn gesehene Aufwärtstrend mit dem Bekanntwerden der Ergebnisse abrupt zum Erliegen und die Aktie wurde förmlich auf den Markt geworfen. In der technischen Analyse muss sich nun zeigen, wo möglicherweise Unterstützungen sein könnten oder ob der Aktie ein weiterer Abverkauf bevorsteht.
Steht Ebay vor einem weiteren Fall auf die 40$ Marke?
Die charttechnische Betrachtung findet auf dem Ebay Chart in der WebTrader Plattform von whselfinvest statt. Die Aktie eröffnete nach Veröffentlichung der Quartalsergebnisse mit einem deutlichen Abwärts-Gap von über -5% und in der Spitze erleichterte sich der Aktienkurs um fast -10%. Im Tageshandel hat sich die Aktie dann wieder gefangen, so dass auf dem Tageschart die Kerzenformation eines Hammers im Bereich des Möglichen liegt. Es ist nun allerdings mit Vorsicht zu genießen, dass eine solche Formation mit dem Hintergrund der schwachen Quartalszahlen sich blindlings auf die Kaufseite in der Annahme, dass die Aktie nach so einem Abverkauf wieder steigen muss.
Deswegen lohnt sich der Blick zunächst auf den Wochenchart, um die Gesamtlage der Aktie besser einschätzen zu können. Auf dem Wochenchart ist aktuell noch ein struktureller Aufwärtstrend zu erkennen. Die gleitenden Durchschnitte zeigen noch in Richtung Kauf und auch die Korrektur ist aktuell noch im Rahmen des Erträglichen. Bereits ein Verkauf zeigt sowohl der MACD Indikator mit seinem abbauenden Histogramm, als auch der Stochastik Indikator an. Der Stochastik Indikator hat den überkauften Bereich verlassen und somit ein Verkaufssignal erzeugt. Es ist aus Wochensicht allerdings immer ratsam zu warten, ob sich die aktuell bärische Kerze (tieferer Schluss als das Tief der Vorwoche) am Ende der Handelswoche tatsächlich bestätigt.
Der Tageschart ist aufgrund des Gaps aktuell etwas schwieriger einzuordnen. Schließt man gedanklich das GAP mit einer durchgehenden Linie, würde das darauf hindeuten, dass die Aktie durch den plötzlichen Abverkauf stark überverkauft ist und eine direkter weiterer Abverkauf doch zunächst als unwahrscheinlich gilt. Das hätte zur Folge, dass im Falle eines weiteren Absturz des Kurses die Aktie sich vorher ein wenig erholt hätte. Das könnte zum Beispiel ein Rücklauf bis zum Schließen des Gaps sein, doch spätestens dann ist für Käufer äußerste Vorsicht geboten, denn die Aktie befindet sich auf dem Tageschart bereits in einem Abwärtstrend. Die beiden gleitenden Durchschnitte haben sich bereits geschnitten und drehen in die Short Richtung und MACD wie auch Stochastik Indikator sind nach wie vor belastet und zeigen ebenfalls die Short Richtung an.
Mögliche Ziele auf der Verkaufsseite wäre dann erstmal die Unterstützung der Ebay-Aktie 40$. An dieser Kursmarke, sofern sie denn erreicht werden sollte, muss dann abgewartet werden, ob sich der Kurs nachhaltig stabilisieren kann.
Quelle: 2023, Traders Leadership Council.