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Börse: Unheimliche Euphorie
Die Börsen machen mit überschäumender Jahresanfangs-Euphorie einen Zins-Dreisprung. Die sinkenden Inflationsraten (jüngste Zahlen aus Osteuropa) unterfüttern die Hoffnung, dass sich die globale Teuerung zügig beruhigt. Gespiegelt wird das vom Rückgang der Renditen, die deutlich fallen. Das wird von den Märkten aber nach wie vor einseitig als Inflations-Entwarnung gelesen, jedoch nicht als Rezessions-Hinweis verstanden. Darum steigen die Aktienkurse kräftig an.
Aus den USA wurden heute (Donnerstag) die neuesten Zahlen zu den US-Verbraucherpreisen bekannt. Die Verbraucherpreise sind auf Monatsbasis um 0,1% gesunken. Der Inflationsrückgang ist damit de facto zum erliegen kommen. Auf Jahresbasis liegt die Inflation nun bei 6,5% (zuletzt 7,1%). Ob dieser Rückgang reicht, die Fed zu einem langsameren Zinsanhebungstempo zu bewegen? FUCHS-Kapital glaubt das nicht.
Die US-Notenbank wird also weiterhin die Zinsen straffen. Eine Entschleunigung oder gar ein Stillstand ist erst zu erwarten, wenn die Inflation deutlich unter 5% gefallen ist und sich dauerhaft in Richtung 2% bewegt.
Jede Entspannung bei den Preissteigerungen stärkt derzeit die Aktienmärkte. Denn je wahrscheinlicher eine Zinspause der Fed wird, desto mehr Anleger wagen sich bei Aktien wieder ins Risiko. So beginnt die Aktienrallye sich dann wieder selbst zu verstärken.
Rückenwind könnte auch der Start der US-Berichtssaison bringen, den die Banken eröffnen. Gerade die Geldinstitute sollten mit guten Ergebnissen und Prognosen aufwarten, denn die steigenden Zinsen spielen ihnen fundamental in die Karten.
Die große Zuversicht der Corona-Öffnungen in China hält FUCHS-Kapital für zu einseitig. Zwar werden die Lockerungen der Null-Covid-Politik die Wirtschaft beflügeln, die Chinesen werden Konsum nachholen, der Immobilienmarkt dürfte sich stabilisieren. Aber es ist aufgrund der anspringenden Nachfrage auch mit einer anziehenden Inflation zu rechnen. Deren Impulse könnten, über die Rohstoff-Preise, in die ganze Welt ausstrahlen und die Hoffnungen auf eine Beruhigung der Preissteigerungen zunichte machen.
Die Rohstoffpreise – voran Öl und Industriemetalle – deuten in eine ähnliche Richtung. Die Ölpreise (Crude und WTI) haben sich grob um die Marke von 80 US-Dollar je Fass stabilisiert. Zieht Chinas Konjunktur an, wird auch der Preis des Schwarzen Goldes anziehen. Die Entwicklung der Preise für Industriemetalle läuft parallel (FD vom 6.1.).
FAZIT:
Die Euphorie an den Börsen ist uns nicht geheuer. Nur wenige Impulse von Seiten der Inflation reichen aus, um die optimistischen Erwartungen zu enttäuschen. Rückt das Bild einer Stagflation wieder in den Mittelpunkt, rauschen die Kurse schnell wieder nach unten. Investiert bleiben, Stopps nachziehen – neue Käufe nur bei Rücksetzern. Quelle: Stefan Ziermann, Fuchs-Kapital.