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Europas Gasmarkt bleibt angespannt

Graphische Darstellung Gasflamme

Es gab in den letzten Monaten sicherlich einige Themen, doch über Erdgas, Flüssigerdgas (LNG – Liquefied Natural Gas), die Gasversorgungslage Deutschlands und auch Europas wurde in einer solchen Häufigkeit berichtet, dass man als Verbraucher bereits die Übersicht über die zahlreichen Berichte verlor. Spätestens seit dem Zeitpunkt der Ausrufung der zweiten Stufe des „Notfallplans Gas“ durch Bundeswirtschaftsminister Habeck türmen sich die Nachrichten zum Thema „Gaskrise“. Seitdem kursieren teils aberwitzige Energieeinsparvorschläge, obendrein redet sich so mancher in der Politik um Kopf und Kragen und offenbart den definitiv nicht vorhandenen Sachverstand – Stichwort: Wir haben keine Stromkrise, sondern eine Gaskrise. Nun, auch wenn der Anteil der Stromerzeugung durch Erdgas im Jahr 2021 nochmals von 2020 von rund 16 Prozent auf rund 15 Prozent in 2021 zurückging, ist dies dennoch ein erheblicher Anteil, den man nicht unter den Tisch fallen lassen darf. Soviel nur dazu. Eines ist sicher – wir benötigen Gas für private Haushalte zum Teil zum Kochen und für den Betrieb der Zentralheizungen und Gasthermen. Dies einmal zur allgemeinen Einleitung.

Industrie kann ohne Erdgas nicht auskommen

Einen erheblichen Anteil des Erdgases benötigt aber vor allem die Industrie und da hängen unheimlich viele „BIP-Punkte“ und eben auch Arbeitsplätze dran. Ohne Gas ist die Industrie in Deutschland nicht in der Lage zu produzieren und aus diesem Grund wären im Falle eines akuten Gasmangels oder den völligen Lieferstopp Russlands in der deutschen Industriewelt schnell die sprichwörtlichen Lichter aus. Das Paradebeispiel für eine gigantische Industrieanlage ist wohl das Werk der BASF am Heimatstandort Ludwigshafen am Rhein. Es ist das größte Chemiewerk der Welt. Die deutsche Industrie ist der größte Abnehmer von Erdgas – mit einem Anteil von rund 31 Prozent ist Erdgas auch der wichtigste Energieträger der Industrie. Von den 1.003 Milliarden Kilowattstunden (kWh) im Jahr 2021 in Deutschland war die Industrie mit 366 Milliarden kWh der größte Abnehmer, direkt danach kamen mit 306 Milliarden kWh die privaten Haushalte und 125 Milliarden wurden für die Stromerzeugung genutzt, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gemäß der Prognosewerte 2021 mitteilte.

In vielen Bereichen gibt es keine Alternative zu Gas (das mag in fünf oder zehn Jahren Wasserstoff sein, doch das hilft im Hier und jetzt schließlich nicht). Wenn in der Chemiewelt produziert wird, so bedarf es Erdgas - auch für das ein oder andere Vorprodukt oder Material. BASF benötigt beispielsweise Erdgas auch für die Produktion von Acetylen, welches später in zahlreichen Sportartikelprodukten, Reifenkleber, in Lacken, Pflanzenschutzmitteln und sogar Arzneien zu finden ist (allein die Listen der Produkte der deutschen Chemieriesen von BASF, Covestro über Evonik Industries, Lanxess bis Wacker Chemie dürften wohl sehr lang sein). Hochöfen von zum Beispiel Salzgitter oder ThyssenKrupp nutzen anstatt der klimaschädlicheren Kohle Erdgas, einen Hochofen kann man übrigens auch nicht mal so eben runterfahren und nach Belieben wieder hochfahren. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat errechnet, dass nur 12,5 Prozent in der Metallerzeugung den Erdgasverbrauch kurzfristig ersetzen können.

Exkurs - Gashandel europäischer Erdgasprodukte

Wie wird Erdgas unter anderem gehandelt? Der Zugang für den Handel mit europäischen Erdgasprodukten erfolgt über die Terminbörse „EEX“. Der Handel wird mittels der Trading-Plattform „Trayport Global Vision ETS“ (Exchange Trading System) oder über das „T7-System“ der Deutschen Börse ermöglicht. Auf diese Weise ist ein fortlaufender Handel zum Beispiel an den relevanten Erdgasspotmärkten und auch Erdgasfuturesmärkten möglich. Mittels des „EEX-Gasfuturesmarktsegments“ können zum Beispiel die wichtigsten Kontrakte der „Erdgas-Hubs“ gehandelt werden, darunter auch der Kontrakt „TTF“ (Title Transfer Facility). „TTF“ muss man sich als virtuellen Trading Hub vorstellen – dieser Hub ist im Gasnetz der Niederlande beheimatet, daher kommt dann auch die Bezeichnung der Terminbörse „ICE“ (Intercontinental Exchange), die die liquiden Kontrakte „Dutch TTF Gas Futures“ nennt. Auf den „TTF“ könenn via „EEX“ auch Gasoptionen (Optionskontrakte) gehandelt werden. Die „EEX“ publiziert auch den täglichen Preis des „European Gas Spot Index“ zum Beispiel für „TTF“ und auch den „End-of-Day Spot-Abrechnungspreis unter anderem auch für „TTF“.

Exkurs - Dutch TTF Gas Futures – Terminbörsenhandel

Der virtuelle Erdgas-Trading-Hub „TTF“ ist mit den hohen Handelsvolumina einer der wichtigsten „Hubs“ im europäischen Erdgashandel. Dieser „Hub“ wird von der niederländischen „GTS“ (Gasunie Transport Services) betrieben. Die „TTF“-Kontrakte beziehen sich auf die physische Lieferung von Erdgas via „TTF“. Es gibt bis zu 156 handelbare, fortfolgende Kontraktmonate – sollte die die „ICE Endex“ dies nicht anders in ihrem Regelheft bestimmen. Die „Dutch TTF Gas Futures“ können von 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr MEZ von Montag bis Freitag gehandelt werden. Ein Kontrakt bezieht sich auf ein Megawatt. Die Quotierung erfolgt in Euro und Euro Cent pro MWh. Der minimale Preisschritt ist 0,5 Euro Cent pro MWh – also EUR 0,005/MWh. Der derzeit aktuell und mit dem höchsten Volumen gehandelte Kontrakt ist der „Dutch TTF Gas Futures August 2022“.

Dutch TTF Gas Futures – der Blick in den Chart

Die vorliegende Analyse erfolgt im Tageschartbild des „Dutch TTF Natursal Gas Calendar Month Futures“ (Continuous – Current Contract in Front) via TradingView. Um die nächsten Ziele der Bullen und Bären näher definieren zu können, wäre auf eine Fibonacci-Analyse abzustellen. Mittels der hier vorliegenden Analyse wären die Fibonacci-Retracements und Fibonacci-Projektionen, die zur näheren Bestimmung der Ziele zur Ober- und Unterseite herangezogen werden können, möglicherweise näher abzuleiten.

Graphische Darstellung Gaschart

Ausgehend vom hier für die Analyse möglichweise relevanten Zwischenhoch vom 21. Dezember 2021 von 180,2650 Euro bis zum letzten Zwischentief des 31. Dezember 2021 bei 67,3650 Euro, wären die Ziele zur Ober- und Unterseite abzuleiten. Die Widerstände fänden sich bei den Marken von 180,2650 Euro (100.00%), sowie bei den Projektionen zur Oberseite von 206,9100 Euro (123.60%), 223,3950 Euro (138.20%) und 250,0350 Euro (161.80%). Die Unterstützungen wären bei 137,1350 Euro (61.80%), 123,8150 Euro (50.00%), 110.4950 Euro (38.20%) und 94,0100 Euro (23.60%) zu ermitteln. Dem Chartbild wurden hier die beiden EMAs (EMA100 in blauer Farbe und EMA200 in roter Farbe) hinzugefügt. Der Relative-Strength-Index (RSI) weist derzeit auf Tagesbasis mit 55,98 Punkten eine technisch noch neutrale Marktsituation auf.

Kurz nach dem Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs schnellte der Dutch TTF Gas Future am 07. März 2022 auf 227,20 Euro hinauf.

Autor: Dirk Friczewsky


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