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Greg Weitzman: So profitiert man von fehlgeschlagenen Kursmustern!

Trading lernen.

Wenn nicht ausgebildete Trader mit gescheiterten Kursmustern traden, werden sie häufig ausgestoppt und verlieren dabei Geld. Anfänger werden sich bei diesem Ansatz wahrscheinlich eher zurückhalten, fortgeschrittene Trader werden das Muster vielleicht sogar traden, drehen dann aber ihre Position um, wenn sie das Versagen des Musters erkennen. Nur wirklich erfahrene Trader sehen das Scheitern des Patterns rechtzeitig kommen und können so mit der richtigen Strategie große Gewinne machen. In diesem Artikel wollen wir uns mit der Frage befassen, ob es sinnvoll ist, das Scheitern bekannter Chart-Formationen zu handeln. Dazu werden einige leicht einsetzbare Werkzeuge für die Vorhersage eines solchen Ereignisses vorgestellt und gezeigt, wie mit diesen gute Gewinne erzielt werden können. Für viele Trader mag es überraschend sein, dass in einem Muster, das versagt hat, sogar ein größeres Gewinnpotenzial stecken kann als in einem Muster, das funktioniert hat, aber es ist möglich.

DIE HANDELSUMGEBUNG

Zunächst legen wir die Umgebung für unseren Trade fest. Die Setup-Signale und Muster in diesem Artikel basieren auf einem 3-Minuten-Chart des E-Mini-SP500 und einem 3-Minuten-Chart des DAX. Es wird weiterhin davon ausgegangen, dass der Trader auf Intraday-Basis handelt und alle Positionen zum Marktschluss geschlossen werden. Damit soll nicht gesagt werden, dass es nur auf dieser Basis funktioniert; fehlgeschlagene Muster können in jedem Markt und in jedem Zeitrahmen gehandelt werden – vorausgesetzt der Trader weiß, wonach er suchen muss. Folgende Patterns werden auf ihr Trading-Potenzial als gescheitertes Muster untersucht. Die erfolgreichsten unter ihnen sind im Allgemeinen diejenigen Muster, die an Extremen vorkommen. Deshalb werden wir besonders auf gescheiterte Ausbrüche achten, die zu neuen Höchstständen führen und zu Bullenfallen werden, und auf fehlgeschlagene Ausbrüche nach unten, die nicht zu neuen Tiefs, sondern zu Bärenfallen werden. Einen weiteren Fokus legen wir außerdem auf „Versager“ in der Range-Mitte bei fehlgeschlagenen Trendlinien und bei einem Rückfall zur Mitte. Bei allen drei erwähnten Chart-Formationen kommen erfolgreiche Muster nur dann vor, wenn Interesse von Seiten der Trader in der gewünschten Trendrichtung vorliegt. Ausbrüche zu neuen Höchstständen erfordern Interesse von Käufern, Ausbrüche nach unten das Interesse von Verkäufern. Das Fehlen eines solchen Interesses führt schließlich zum Scheitern dieser Muster. Aber wir werden feststellen, dass dieses Versagen viel größere Gewinne hervorbringen kann als ein so genanntes erfolgreiches Muster.



BÄRENFALLE: VERSAGEN EINES NEUEN TIEFS

In einem Trendmarkt wird das Scheitern eines Kursmusters bei der Bildung eines neuen Tiefs oder eines Tiefs, das nur wenige Ticks tiefer als ein vorheriges Tief vor der Rallye ist, Bärenfalle genannt. Man benutzt diesen Begriff , weil der Markt die Bären in die Falle lockt, indem er erst wenig fällt und anschließend schnell ansteigt, so dass die Bären gefangen sind.

Am besten versteht man die Muster bei einem Blick auf einen Chart. In Bild 1, einem 3-Minuten-Chart des DAX, folgt der Kurs der Trendlinie, bis ein neues 2-Tages-Tief erreicht ist. An diesem kritischen Punkt kann ein erfahrener Trader einen ordentlichen Gewinn machen, wo andere vielleicht einen kleinen Gewinn mitnehmen oder ausgestoppt werden.

Bild 1. Bärenfalle im 3-Minuten-Chart des DAX. Der Kurs folgt der Trendlinie so lange, bis ein neues 2-Tages-Tief erreicht ist. Nach Erreichen des Tiefs hat das Volumen deutlich nachgelassen. Dies weist auf das Halten eines Unterstützungsniveaus hin. Außerdem kommt es zwischen Kurs und Momentum zu einer Divergenz. Nach dem Bruch der Trendlinie nach oben vollzieht der Markt eine 85-Punkte-Rallye. Der Long Trade auf Basis des fehlgeschalgenen Musters hätte also einen Gewinn über 84 Punkte gebracht.

Short Trade Futures.

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Der Chart zeigt deutlich, dass nach Erreichen des Tiefs das Volumen nachgelassen hat. Fehlendes Volumen ist ein erstklassiger Hinweis darauf, dass ein Unterstützungsniveau halten wird. Nur sechs Balken später versuchen die Verkäufer, den Markt durch seine Tiefs nach unten zu drücken, stoßen aber auf Kaufi nteresse, das sich durch den kräftigen grünen Balken ausdrückt. Das fehlende Volumen bei diesem Vorstoß, neue Tiefs zu bewirken, zeigt an, dass der Verkaufsdruck sehr wahrscheinlich von kleinen Tradern mit geringem Markteinfl uss herrührt.

Man kann außerdem erkennen, wie das Momentum bei dem Versuch, neue Tiefs zu traden, divergiert. Divergenz bedeutet ganz allgemein, dass sich zwei Dinge in die  entgegen gesetzte Richtung bewegen. Für Trader heißt das:  Wenn sich der Kurs abwärts und der Momentum-Indikator aufwärts bewegt, laufen die beiden auseinander. Dabei kann jeder beliebige MomentumIndikator verwendet werden, wobei wir den Stochastik-Indikator bevorzugen. Man sollte aber unbedingt daran denken, dass das Momentum eben das Momentum ist und jeder vom Trader gewählte Indikator diese Divergenz anzeigt. Die Indikatoren-Muster sehen zwar etwas unterschiedlich aus, doch das liegt nur am Aufbau des Indikators selbst. Die Momentum-Divergenz ist unser zweiter Hinweis darauf, dass das Unterstützungsniveau halten wird. Auf dem gleichen Chart sehen wir auch, dass der Markt nach dem Bruch der Trendlinie nach oben den ganzen Tag zurückläuft und mit einer 85-PunkteRallye schnell den Schlusskurs des Vortages erreicht.

Es ist zwar richtig, dass ein Trader mit dem auf dem Chart angegebenen Short Trade möglicherweise 14 Punkte in der Hoff nung auf ein neues Tief mitgenommen hätte, aber es ist wahrscheinlicher, dass unerfahrene Trader in der Hoff nung auf tiefere Kursstände an ihrer Position festgehalten hätten, nur um mit einem Trailing-Stopp vielleicht doch noch einen kleinen Gewinn zu machen.



Der erfahrene Trader hätte jedoch erstens das fehlende Volumen und zweitens die Momentum-Divergenz erkannt und das gescheiterte Trendlinienmuster vorhergesehen, wäre darauf hin einen Gegentrend-Long-Trade eingegangen und hätte den Löwenanteil der Trading Range des gesamten Tages als Gewinn mitgenommen. Der Long Trade auf Basis des fehleschlagenen Musters hätte über 84 Punkte Gewinn eingebracht, während es bei dem Short Trade bestenfalls 14 Punkte gewesen wären.

BULLENFALLE: VERSAGEN EINES NEUEN HOCHS

Der Misserfolg bei dem Versuch, ein neues Hoch zu machen, oder ein Hoch, das das vorangegangene vor seinem Versagen um wenige Ticks überschreitet, wird häufi g als Bullenfalle bezeichnet. Man benutzt diesen Begriff , weil der Markt die Bullen in die Falle lockt, indem er erst wenig ansteigt und dann schnell fällt, so dass die Bullen gefangen sind.

Bild 2 zeigt einen 3-Minuten Intraday-Chart des E-Mini SP500. An Punkt #1 erreichte der Markt sein Vormittagshoch und lief anschließend weiter zu einem neuen Hoch, das etwa drei Punkte höher lag. Ein Long-Ausbruch-Trade hätte diesen kleinen Gewinn von drei Punkten eingebracht. Zu diesem Zeitpunkt konnte man noch nicht wissen, ob das neue Hoch weitere Käufer anlocken würde. Wahrscheinlich war die Auslösung von Stopps dafür verantwortlich, die den Markt noch um drei Punkte steigen ließ. Weiteres Kaufi nteresse oberhalb dieses Niveaus gab es nicht. Mit den gleichen Werkzeugen und unter den Bedingungen des vorigen Beispiels ist zu erkennen, wie das neue Hoch in #3 von einer Divergenz im Momentum begleitet wird und wie in #4 Verkäufer mit knapp über dem Hoch des Tages geparkten Orders warten. Wieder ergibt der erfolgreiche Long-Ausbruch-Trade aus dem Muster, der zu neuen Hochs führt, einen kleinen 3-Punkte-Gewinn, sofern man schnell genug war, um ihn vor seinem Scheitern mitzunehmen. Allerdings ergibt das Versagen im weiteren Verlauf einen potenziellen Gewinn von über 20 Punkten.

Bild 2. Bullenfalle im 3-Minuten-Chart des E-Mini S&P 500. An Punkt 1 erreicht der Markt sein Vormittagshoch und läuft anschließend noch drei Punkte höher zu einem neuen Hoch. Dieses wird von einer Divergenz im Momentum begleitet. Das Traden des gescheiterten LongAusbruch-Musters ergibt einen Gewinn von über 20 Punkten.

S&P 500 E-mini Futures

Demo NanoTrader

SCHEITERN AN DER TRENDLINIE MID RANGE

Das Versagen von Mustern muss nicht am Tageshoch oder Tagestief stattfi nden. Mit den gleichen Werkzeugen und unter den gleichen Bedingungen ist das Fehlschlagen von Patterns in der Mitte der Trading Range feststellbar und kann genauso leicht Gewinne abwerfen.

Im Chart des E-Mini S&P 500 (Bild 3) eröff net der Markt fest mit einer Anfangsrallye, für die wir die Trendlinie eingezeichnet haben. Der Test der Trendlinie ergibt ein bärisches Kerzenmuster und einen Durchbruch durch die Linie, was für einen untrainierten Trader Anlass genug ist, auf eine mögliche Abwärtsbewegung zu achten.

Bild 3. Scheitern bei Durchbruch der Trendlinie. Bild 3 zeigt erneut den 3-Minuten-Chart des E-Mini S&P 500. Hier eröff net der Markt mit einer Anfangs-Rallye. Der Test der Trendlinie ergibt ein bärisches Kerzenmuster. Kurze Zeit später erfolgt eine Abwärtsbewegung bis unter die Trendlinie mit einer Momentum-Divergenz. Der Long Trade bei Versagen des Musters bringt einen Gewinn von über 25 Punkten ein.

S&P 500 Futures Trading.

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Bei genauerem Hinsehen und mit genau den gleichen Werkzeugen wie bei den vorigen Beispielen können wir jedoch das Versagen des Kursmusters feststellen. Es fi ndet eine Abwärtsbewegung bis unter die Trendlinie mit Momentum-Divergenz statt, was wiederum auf kleinere Trader und mangelndes Interesse hindeutet. Dabei signalisiert das fehlende Volumen (bei den Pullbacks von den Hochs des Vormittags) ein geringeres Kaliber im Vergleich zu den Käufern, die die anfängliche Rallye verursacht hatten. Wie bei den anderen Beispielen hätte ein Short Trade bei dem erfolgreichen Muster (Trendlinienbruch) bestenfalls kleine Gewinne gebracht, während der Long Trade bei Scheitern des Musters einen Gewinn-Trade von nahezu der Rallye des ganzen Tages von ungefähr 25 Punkten eingebracht hätte. 

ZUSAMMENFASSUNG

Das Erkennen eines Kerzenmusters ist eine grundlegende  Fähigkeit und als solche für alle Trader wichtig, um erfolgreich zu sein. Das Kerzenmuster allein ist jedoch nur ein Element des Trade-Setups. Erfahrene und fortgeschrittene Trader lernen es, diese Muster mit Indikatoren zur Bestätigung wie Volumen und Momentum zu kombinieren. Dank dieser Hilfe kann ein Trader jetzt die Wahrscheinlichkeiten des Erfolgs oder das Scheitern eines Musters einschätzen. Außerdem haben wir gezeigt, dass das Versagen eines Chart-Patterns gute Gelegenheiten für große Gewinne bieten kann.

Trader Greg Weitzman

Greg Weitzman

Greg Weitzman unterrichtet Trader und ist selbst VollzeitTrader mit über 20 Jahren Erfahrung. Quelle: Traders' Mag.


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