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Kurzfristiger Trader Heiko Behrendt
Alles begann mit der Telekom-Aktie. Kurz nachdem Heiko Behrendt das Wertpapier erwirbt, erzielt es ein beachtliches Plus. Hinzu kommen die enormen Kursgewinne während des Booms der New Economy in den 1990er-Jahren. Heiko Behrendt ist begeistert von der Börse. Er arbeitet sich in die Materie ein, will unter Profis mitreden. Als die Blase platzt, kann das Heiko Behrendts Faszination für die Börse nichts anhaben. Im Gegenteil, die Verluste, die er hinnehmen muss, spornen ihn an. Schließlich hängt er seinen Beruf als Zimmermann an den Nagel und beschließt, vom Trading zu leben.
Im Jahr 2010 startet er den Tradingservice Highspeed Daytrader bei GodmodeTrader.de. Hier haben Teilnehmer die Möglichkeit, dem Experten über die Schulter zu schauen und mit ihm gemeinsam im kurzfristigen Bereich zu traden. Seit 2012 ist die erste DVD zum Thema Scalptrading für Einsteiger auf dem Markt, auf der Heiko Behrendt in 190 Minuten sein Wissen über die Märkte zur Verfügung stellt und zeigt, wie man im kurzfristigen Bereich traden kann.
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1. INTERVIEW UND VIDEO MIT HEIKO BEHRENDT
DIE VERGANGENHEIT
- Wie bist du zum Traden gekommen?
Heiko Behrendt: Den ersten richtigen Kontakt mit der Börse hatte ich, als ich Aktien der Deutschen Telekom zeichnete. Zu der Zeit war ich bereits seit 1998 in einem Fonds investiert.
- Wie hast du Traden gelernt? Wie hast du dich über Börsenhandel informiert?
Heiko Behrendt: Zu Beginn war es für mich eher ein Investieren als ein Traden. Die TelekomAktie stieg und es wurde im TV viel über Börse berichtet. Ich habe mich damals an den Tipps der 3sat Börse orientiert, was aber nicht so erfolgreich war. Im Internet gab es im Jahr 1998 sehr wenige Informationen über Aktienhandel, bis ich ein Forum fand, in dem sich Trader austauschen konnten. Ich habe im Forum sehr aktiv geschrieben und meine Tradingpläne, Einstiegssignale, Stopps und Zielmarken veröffentlicht. Darüber habe ich mich selbst diszipliniert, weil ich durch die Öffentlichkeit meinem Plan folgen musste. Und es entstanden gleichzeitig sehr gute Diskussionen darüber, was man verbessern oder vielleicht anders machen könnte.
Selbst heute lese und lerne ich immer noch in Foren. Das hilft mir, immer up to date zu sein. Vielleicht steht irgendwo etwas Interessantes, das mein Trading weiter verbessert – zumal sich Märkte immer und immer wieder verändern. Schauen Sie sich dazu nur die Volatilität, die Schwankungsbreite des DAX, an. In manchen Jahren bewegt sich dieser im Tagesdurchschnitt keine 20 Punkte, in anderen Jahren bewegt sich der Markt 100 Punkte am Tag hin und her.
- Was hat deine Leidenschaft für Börse und Trading geweckt? Was macht für dich den Reiz des Tradens aus?
Heiko Behrendt: Meine Leidenschaft wurde geweckt, als ich merkte, dass ich mit Aktien mehr verdienen konnte als mit meiner eigentlichen Arbeit als Zimmermann. Aktien zu traden war wesentlich einfacher und nicht körperlich anstrengend. Selbst ohne Ausbildung verdiente ich sehr viel Geld. Aber wie es im Wort »Leidenschaft« steht, kam nach der ersten Euphorie das Leiden und ich musste feststellen, dass es doch ein paar Regeln gibt, die man kennen sollte, um erfolgreich an der Börse zu sein. Erst mit dem Leiden hatte ich etwas von Money-Management und Risikomanagement gehört. Nachdem ich sehr viel Geld wieder verloren hatte, war wiederum der Reiz da, mein Geld zurückzuholen. Einfach aufgeben ist nicht mein Ding. Deshalb saugte ich alles an Informationen im Netz auf und schließlich wurde aus dem Hobby sogar mein Beruf. Seit dem Jahr 2001 bin ich als selbstständiger Trader an den Märkten tätig.
- Hattest oder hast du Vorbilder?
Heiko Behrendt: Vorbilder direkt hatte ich keine. Es gab aber insgesamt drei wichtige Bücher, die meinen Tradingweg maßgeblich beeinflusst haben. Ich las zuerst Bücher über einen Trader namens Joe Ross: Dieser Trader analysierte nur den Chart ohne Indikatoren und anderen »Schnickschnack«. Er erklärte, was aus Sicht von Angebot und Nachfrage an den Märkten passiert und wie sich daraus ein Trend beziehungsweise eine Trendumkehr bilden kann. Seine Vorgehensweise und sein Handelsstil gefielen mir – damit konnte ich etwas anfangen. Er hat mir auch den Anstoß durch sein Buch Trading ist ein Geschäft gegeben, aus meinem Hobby einen Beruf zu machen. Mir wurde klar, dass mein Trading nur erfolgreich werden kann, wenn ich es wie ein Geschäft aufziehe und mein eigenes Tradingbusiness starte. Das zweite Buch ist von Marty Schwartz Pitbull – Lektionen von Wall Streets Champion-Trader. In diesem Buch standen ein bis zwei wichtige Sätze, wie er erfolgreich mit Indikatoren namens $TICK und $TRIN handelt. Ich übernahm diesen Ansatz und hatte schnell Erfolg. Das dritte Buch war für mich sehr wichtig, als es trotz guter Setups und guter Tradingideen dauernd zum frühzeitigen Ausstoppen am Markt kam oder ich es nicht schaffte, Gewinntrades mitzunehmen. Da kam mir das Buch von Franz Josef Buskamp Mentale Börsenkompetenz sehr gelegen. Die erste Ausgabe war innerhalb eines Monats ausverkauft. Dort fand ich dann die Antworten, um meine mentalen Probleme zu lösen.
- Kannst du dich noch an deinen ersten Trade erinnern?
Heiko Behrendt: Ich kann mich nur schwach an meinen ersten Trade erinnern, denn es war ja die Zeichnung der Telekom-Aktie, die ich langfristig halten wollte. Das war alles andere als aufregend, denn ich saß bei der Bank und gab den Zeichnungsauftrag auf. Aufregender war da der erste Trade, den ich online über die Bank abgewickelt hatte.
- Was hat sich bei dir im Trading über die Jahre geändert?
Heiko Behrendt: Über die Jahre verändert sich im Trading sehr viel. Man durchläuft viele Stationen und findet immer wieder Parallelen zum alltäglichen Leben. Zu Beginn ist alles, was neu ist, aufregend und geht irgendwann in Routine und Intuition über. Mir macht Trading heute noch Spaß, da jeder Tag anders ist. Aber es ist nicht mehr so aufregend wie noch vor zehn Jahren.
Denken Sie nur daran, wie Sie damals zum ersten Mal in der Fahrschule ins Auto eingestiegen und losgefahren sind. Nach ein paar Jahren ist es Routine. Sollten Sie sich nicht an die Regeln halten, dann bekommen Sie eventuell ein Andenken in Form eines Blitzerfotos zugeschickt. Sollten Sie im Trading gegen Ihre Regeln verstoßen, kann das mit einem großen Verlust quittiert werden. Was sich ganz deutlich an der Einstellung über die Jahre geändert hat, ist, dass ich zu Beginn immer alles tun wollte, um Verluste zu vermeiden. Heute weiß ich, dass, egal welche Methode ich anwende, es immer Verluste geben wird. Sie sind nicht vermeidbar, deswegen sollte man sich den Weg suchen, mit dem man am leichtesten mit einem Verlusttrade umgehen kann.
- Welche Tipps kannst du aus deinen Erfahrungen für Einsteiger und erfahrene Anleger weitergeben? Welche Erkenntnis willst du mit allen teilen?
Heiko Behrendt: Damit Trading erfolgreich werden kann, müssen alle Komponenten, alle Zutaten stimmen. Konzentriere ich mich zum Beispiel nur auf Ein- und Ausstieg im Trading und nicht auf Money- und Riskomanagement, dann ist das genauso, als würde ich versuchen, nur aus Mehl und Wasser einen Kuchen zu backen. Man könnte noch etliche andere Beispiele aufführen.
Finde zuerst den Tradingstil, der zu deiner Person und vor allem zu deinen Stärken passt.
Im Buch wird man über viele Setups oder Vorgehensweisen der unterschiedlichen Trader lesen. Wenn man diese nicht in richtig und falsch unterteilt, wird man schnell erkennen, dass jeder dieser Trader auf seine Art und Weise erfolgreich ist. Hat man den Tradingstil gefunden, dann muss man darauf aufbauend das Risiko- und Money-Management anpassen, was wiederum in Verbindung mit dem Depot kombiniert werden muss, das seinerseits wiederum die Wahl des gehandelten Produkts oder des gehandelten Marktes beeinflusst.
- Was war dein »Schwarzer Freitag« (schlimmstes Erlebnis als Trader) und was könnten andere Trader aus diesem Misserfolg lernen?
Heiko Behrendt: Mein schlimmstes Ereignis ist mein größter Fehltrade. Ich weiß nicht mehr, wann genau das war. Der DAX bewegte sich zu dieser Zeit 100 Punkte in eine Richtung und kam anschließend wieder zurück. Eine Bewegung stoppte immer in diesem Bereich und wurde korrigiert. Es ging vorwiegend hin und her. Eines weiteren Tages fiel der DAX um 300 Punkte. Damit hatte er bereits das Dreifache der normalen Handelsspanne erreicht. Ich setzte darauf, dass er sich ein wenig erholt, und habe damals mit Zertifikaten auf steigende Kurse und einen Rücksetzer gesetzt. Ich kaufte nach unten etwas nach. Plötzlich kam es innerhalb von fünf Minuten zu einer Abwärtsbewegung von 30 Punkten. Mein maximaler Verlust war eigentlich erreicht. Statt aus der Position auszusteigen, kaufte ich weiter nach. Der DAX hätte nur 20 Punkte steigen müssen und ich hätte die Position im Gewinn schließen können. Der DAX wollte aber kein Stück nach oben gehen. Ich konnte es nicht glauben, dass bei einem Minus von 330 Punkten keine Gegenreaktion kam. Stattdessen ging es innerhalb von weiteren fünf Minuten fast 70 Punkte im freien Fall nach unten. Es gab keine Chance, bei dieser Dynamik aus dem Trade auszusteigen. Ich saß wie gelähmt vor dem Rechner und war wenig später beim Knockout meines Zertifikats live dabei und verlor einen fünfstelligen Betrag. Etliche Monate erfolgreiches Trading wurden mit einem Trade innerhalb einer Stunde vernichtet. An diesem Tag verlor der DAX sage und schreibe 430 Punkte.
Solche Verluste passieren immer dann, wenn der Markt sozusagen aus dem Nichts genau das macht, was man unter keinen Umständen erwartet hätte. Hier kann nur der Stopp helfen, der einen aus der Position nimmt, und dieser Stopp sollte unbedingt eingehalten werden. Hätte ich meinen Stopp eingehalten, dann …
- Welches war dein größter Erfolg? Was hast du erfolgreich umgesetzt?
Heiko Behrendt: Mein größter Erfolg war, einen Gewinntag zu erreichen, der meinen größten Verlusttag ausgeglichen hat. Ich handelte damals im EUR/US-Dollar via CFDs. Ich hatte eine Position, die relativ weit im Gewinn war. Auf Tagesbasis bahnte sich ein Ausbruch an. Ich versuchte, meinen kurzfristigen Trade etwas länger zu halten. Der Euro lief sehr sauber im Trend. Ich schaffte es, innerhalb des Trends eine Position aufzubauen und den Stopp dabei so nachzuziehen, dass ich im schlimmsten Falle einen kleinen Gewinn erzielt hätte. Ich konnte in einer 100-Pip-Bewegung meine Position bis auf eine Million aufbauen. Plötzlich schnippte der Euro in wenigen Sekunden um 50 Pips nach oben und zog weiter an. Ich baute die Position ab und verdiente mehr als das Doppelte meines größten Verlusttages. In diesem Falle war es sehr erfolgreich, dass ich in einem Trend die Position aufbauen konnte. Aber seit einigen Jahren gibt es kaum noch stabile und gute Trends im kurzfristigen Zeitrahmen, in denen sich große Positionen aufbauen lassen.
- Was hat sich seit deinen Anfangstagen als Börsianer/Trader an den Weltmärkten geändert? Was war früher wichtig und ist es ggf. heute nicht mehr? Was ist heute wichtig?
Heiko Behrendt: In den letzten 12 bis 15 Jahren hat sich eigentlich alles verändert. Seien es die gehandelten Produkte wie CFDs oder Forex oder die Chartsoftware, die es heute ermöglicht, direkt aus dem Chart heraus zu handeln. Heute ist es wesentlich einfacher, an Informationen wie Setups, Handelsmethoden, Tradingstile usw. zu kommen. Selbst wenn man Handelssysteme programmieren möchte, ist das alles recht einfach möglich. Auf der anderen Seite wird heute vorwiegend in Hebelprodukten, wie Zertifikaten, CFDs und Forex, gehandelt. Damit kann wirklich jeder an der Börse handeln. Leider sehe ich aber oft, dass die Trader sich überhebeln und genauso wie ich damals denken und daher die ersten Tradingjahre nicht überleben.
Nicht nur Produkte und Software haben sich verändert. Auch die Märkte an sich haben sich in ihrer Struktur verändert. Heute sieht man oftmals im kurzfristigen Bereich des 1-Minuten- bis 5-Minuten-Charts eine starke erste Bewegung, gefolgt von einer kleinen Korrektur, die in eine Seitwärtsphase über mehrere Stunden gehen kann, um danach wieder eine plötzliche Bewegung zu machen. Früher gab es eine erste Bewegung, danach eine Korrektur von einem Drittel der Bewegung und anschließend ging es in Trendrichtung weiter – man konnte wunderbar daran verdienen.
Ein weiteres Phänomen sind die sogenannten V-Reversals. Damit sind Bewegungen gemeint, in denen zum Beispiel der DAX um 80 Punkte steil abfällt. Danach würde man normalerweise einen Rücksetzer erwarten und vielleicht später eine Trendfortsetzung. Beim V entsteht aus dem Rücksetzer nach oben direkt eine neue Bewegung, die sogar über den Beginn der vorhergehenden 80-Punkte-Abwärtsbewegung hinausreichen kann. Solche Bewegungen sind extrem schwer zu handeln und lassen sich meist erst spät erkennen, nämlich dann, wenn das Reversal fast vollständig ist.
GUTES VIDEO MIT HEIKO BEHRENDT
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DIE GEGENWART
- Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Was macht dir besonders Spaß?
Heiko Behrendt: Mein Arbeitsalltag beginnt mit einem morgendlichen Kaffee, während der Rechner hochfährt und ich die Chartprogramme (kostenlose NanoTrader Demo) starte. Ich handle meist von 9 bis 12 Uhr und mache danach in der Stadt eine ausgedehnte Mittagspause von zwei bis drei Stunden. Ab 14 Uhr beginnt dann so langsam der Nachmittagshandel, der bis 17.30 Uhr geht. Ab 18 Uhr sind die US-Börsen im Mittagshandel. Sofern ich abends noch handeln würde, wäre das von 20 bis 22 Uhr. In den Jahren 2006 bis 2009 habe ich sehr häufig und gerne die Nachmittagssession in USA ab 20 Uhr gehandelt. Deshalb kam es auch vor, dass ich am Vormittag im Freibad lag und erst am Nachmittag mit dem Trading begonnen habe.
- Wie bereitest du dich auf einen Handelstag vor? Machst du das überhaupt beziehungsweise ist Vorbereitung sinnvoll?
Heiko Behrendt: Meine Vorbereitung ist täglich dieselbe. Man könnte auch schreiben: »Täglich grüßt das Murmeltier.« Ich analysiere den Chart vom großen Bild ins kleine Bild. Dabei schaue ich mir vorwiegend den 60-Minuten-Chart an, sodass ich mindestens die gesamte Woche überblicke, um zu sehen, wo im Kursverlauf möglicherweise Widerstände und Unterstützungen aus der näheren Vergangenheit liegen könnten. Diese Linien werden in die unteren Zeiteinheiten übertragen. So weiß ich im Intradayhandel genau, wann zum Beispiel der DAX an das Tief von vor drei Tagen kommt. Für mich sind das wichtige Punkte, um eine Tradingentscheidung zu treffen. Bevor es mit dem Handeln losgeht, ist es wichtig, dass man immer weiß, wann wichtige Wirtschaftsdaten anstehen, die einen hohen Einfluss auf den Markt haben können. So setzt man sich nicht unnötigen Risiken im kurzfristigen Handel aus. Was ich nicht mehr mache, ist, Hunderte von Analysen zu lesen, da jeder auf seine Art und Weise recht haben kann. Zudem ist meine Haltedauer einer Position im Schnitt nur fünf Minuten. Das lässt sich schlecht mit einem Ausblick auf Sicht der kommenden zwei Wochen in Einklang bringen.
- »Is there a life after trading?« Was machst du zum Ausgleich? Was macht Heiko Behrendt privat?
Heiko Behrendt: Der Ausgleich ist extrem wichtig. Ich habe zu Beginn von 8 bis 23 Uhr getradet und wollte jede Bewegung erwischen. Nach wenigen Wochen waren die Akkus komplett leer. Wenn man im 1-Minuten-Chart handelt, strömen so viele Informationen auf einen ein, dass man nach zwei bis drei Stunden schon nicht mehr aufnahmefähig ist. Deshalb handle ich heute nur noch vier bis sechs Stunden. Mit Vor- und Nachbereitung sind es dann acht Stunden. Ich bin ein sehr geselliger Mensch und treffe mich gerne mit Freunden, um etwas zu unternehmen, gehe Mountainbiken, im Sommer eine Runde Beachvolleyball spielen oder abends durch die Clubs.
- Wie würdest du deinen Handelsstil beschreiben?
Heiko Behrendt: Heiko Behrendt: Ich habe einen extrem kurzfristigen Handelsstil, bekannt ist der Stil als »Scalping« oder »Highspeedtrading«. Meine Positionen halte ich im Schnitt vier bis fünf Minuten. Alles, was über 15 Minuten Haltedauer geht, ist bei mir schon langfristig. Ich versuche gerne, mit dem Markt und dem Trend zu gehen. Sollte ich durch die Analyse des Orderflows, also der Analyse von Angebot und Nachfrage, einen Widerstand sehen, handle ich gerne gegen die Bewegung.
Sollte der Markt eine Tradingrange ausbilden, dann handle ich am liebsten einen Fehlausbruch aus dieser Range.
- Wie analysierst du den Markt, bevor du über einen Trade nachdenkst? Wie wählst du geeignete Tradingkandidaten aus?
Heiko Behrendt: Ich analysiere den Markt vorwiegend im 50-Tick-Chart oder im 1-Minuten- bis 5-Minuten-Chart. Ich nutze außerdem Fibonacci-Retracements und Pivotpunkte. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist das sogenannte »Level 2«, die Markttiefe. Diese zeigt mir alle Limitkäufer und –verkäufer an. Zudem werte ich den Orderflow im Chart aus und lasse mir über die Chartsoftware das Delta errechnen.
Vielleicht hört man gerade diese Begriffe zum ersten Mal. Ich werde später noch auf die genannten Themen eingehen und sie erklären. Wichtig ist es, dass ich eine Struktur aus Bewegungen und Korrekturen im Markt erkenne und dann versuche, von deren Fortlauf zu profitieren. Dabei kann ich auf circa zwölf verschiedene Trading-Setups zurückgreifen und setze diese intuitiv um.
- Welche Märkte/Produkte oder Vehikel handelst du? Und warum?
Heiko Behrendt: Ich handle ausschließlich Indizes wie den DAX oder den Dow Jones und Währungspaare wie den Euro zum US-Dollar. Zum Einsatz kommen vorwiegend Futures und CFDs. 80 Prozent meines Tradings handle ich den Dow Future. Den DAX analysiere ich im Future, greife aber aufgrund von Risko- und Money-Management auf CFDs auf den DAX zurück. Gleichzeitig ist der Handel im Euro-Future stark zurückgegangen. Sollte ich dort einmal einen etwas längeren Trade eingehen, setze ich das nicht immer im Future – sondern teilweise im Forexmarkt um. Der fairste und sicherste Handel ist für mich der Future, da dies ein von der Börse reguliertes Produkt ist und jeder Trader, der im Future handelt, dieselben Informationen und Kurse hat. Bei CFDs und Forex muss man wissen, dass es sich um einen unregulierten Markt handelt und man sozusagen das Produkt des Brokers handelt und sich mit dessen Kursstellung zufriedengibt. Abweichungen von der Entwicklung des Basiswertes muss man hierbei in Kauf nehmen.
„DER FAIRSTE UND SICHERSTE HANDEL IST FÜR MICH DER FUTURE, DA DIES EIN VON DER BÖRSE REGULIERTES PRODUKT IST UND JEDER TRADER, DER IM FUTURE HANDELT, DIESELBEN INFORMATIONEN UND KURSE HAT.” - Heiko Behrendt
- Sechs Jahre in Folge „Nr. 1 FUTURES BROKER“.
- Vier Jahre in Folge „Nr. 2 CFD Broker“.
- Sechs Jahre konstant in den Top 3.
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- Traden und Investieren – Widerspruch oder Ergänzung?
- Welche Fehler sollten Einsteiger unbedingt vermeiden? Gibt es Fehler beziehungsweise Erfahrungen, die man aus deiner Sicht unbedingt machen sollte, um aus ihnen zu lernen?
Heiko Behrendt: Fehler lassen sich nur schwer vermeiden und man muss sie einfach machen. Mein Tipp ist, zu Beginn mit wenig Geld und dem nötigen Respekt an die Märkte zu gehen. Man kann Glück haben und viel verdienen, wird es der Börse aber sehr wahrscheinlich wieder zurückgeben. Während der Lernkurve, der Phase des Lernens und Übens, sollte man deshalb so wenig wie möglich verlieren, damit später noch genug Kapital vorhanden ist, um auch die Früchte zu ernten. Denken Sie immer daran, wenn Sie etwas Neues lernen, so klappt dies meistens auch nicht von Anfang an, egal ob Autofahren oder Tennisspielen. Sie müssen erst Erfahrungen sammeln. Die Börse bildet dabei keine Ausnahme.
Ich sage in meinen Seminaren oder Coachings immer, dass am Anfang nicht die Euros entscheidend sind, sondern die Punkte, die man ertradet. Wenn diese kontinuierlich ansteigen, kommt das Geldverdienen zwangsläufig.
DIE ZUKUNFT
- Wie könnten sich die Aktien-, Devisen – oder Rohstoffmärkte in den nächsten fünf bis zehn Jahren verändern? Wohin geht die Reise bei den Kursen?
Heiko Behrendt: Darüber habe ich mir wirklich noch nie Gedanken gemacht. Es ist ja eine Spekulation, und ob sie aufgeht, das wird man erst später sehen. Mir ist es eigentlich egal, ob die Märkte steigen oder fallen. Hauptsache, sie behalten eine gewisse Schwankungsbreite innerhalb des Tages bei, damit man im kurzfristigen Bereich etwas zu verdienen hat. Mir käme dabei sehr entgegen, wenn die Märkte wieder mehr in Bewegungen und ordentlichen Korrekturen laufen würden.
- In welchen Bereichen möchtest du deine Arbeit/dein Trading weiterentwickeln, verbessern? Gibt es Bereiche, in denen du dein Wissen vertiefen willst?
Heiko Behrendt: Trading sollte sich immer weiterentwickeln. Mein Trading hat sich genauso über die Jahre weiterentwickelt. Es sind neue Setups hinzugekommen, andere Setups wurden eingestampft. Meinem Grundprinzip bin ich trotzdem immer treu geblieben. Ich trade sehr viel nach Markttechnik und kombiniere sie seit einiger Zeit mit dem Tapereading und der Orderflowanalyse. Hier gibt es sicher noch einige Details zu lernen. Oftmals versteht man das Prinzip. Aber wie ich immer wieder feststellen muss, steckt der Teufel in den Details. Und diese muss man kennen, um damit erfolgreich zu handeln. Aber es läuft ja ohnehin schon sehr gut.
Weygand, Harald; Bertreit, Rene: Das große GodmodeTrader-Handbuch 2: 2017 FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH, München. Finanzbuchverlag.de All rights reserved. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.
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