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Heiko Behrendt: Highspeedtrading (Teil 2)

Zweiter Teil des Artikels von Heiko Behrendt. In diesem Artikel erläutert er seine Handelsstrategie und gibt praktische Tipps. Wenn Sie sich für Heiko Behrendt als Person interessieren, können Sie dieses ausführliche Interview lesen.

Es wird empfohlen, mit Teil 1 zu beginnen.


Die Meinung von Heiko Behrendt

Trader

Der fairste und sicherste Handel ist für mich der Future, da dies ein von der Börse reguliertes Produkt ist und jeder Trader, der im Future handelt, dieselben Informationen und Kurse hat.”


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DIE TRADINGSTRATEGIE VON HEIKO BEHRENDT

HIGHSPEEDTRADING (TEIL 2)

In Abbildung 5 sehen Sie zur Verdeutlichung einen 1-Minuten-Chart vom DAX-Future. Gehen wir das Bild von links nach rechts durch. Der FDAX fällt zur Eröffnung um 9 Uhr nach unten und prallt zu Beginn vom Pivotpunkt bei 8372,50 Punkten nach oben und steigt um 13 Punkte. Danach fällt der FDAX durch das letzte Tief und damit entsteht, wie im Bild gekennzeichnet, die Trendstruktur. Der FDAX fällt mit einer hohen Dynamik nach unten und um das Tagestief vom Vortag kommt die Bewegung zum Stoppen. Danach geht der FDAX von der Trendstruktur über in eine Seitwärtsrange. Es bildet sich bei circa 8350 Punkten ein Widerstand aus. Auf der Unterseite sieht man leicht höhere Tiefs. Kurz nach 11 Uhr kommt es zu einem Durchbruch durch den Widerstand mit einem anschließenden Rücksetzer auf den Widerstand. Damit wird aus dem Widerstand eine Unterstützung. Mit Überschreiten des letzten Hochs beginnt wieder eine neue Trendstruktur. Der FDAX geht mit einer heftigen Bewegung innerhalb von einer Minute nach oben und neutralisiert die vorhergehende Bewegung. Die Aufwärtsbewegung wird wieder korrigiert und stoppt um circa 12 Uhr am Pivotpunkt und lässt fast einen Punkt 3 stehen. Dieser Punkt ist mit Anführungsstrichen markiert, weil der FDAX es nicht direkt über das letzte Hoch, den Punkt 2 geschafft hat. 

Trading Behrendt JFD

Früher bin ich bei meinen Analysen immer davon ausgegangen, dass alles gemäß Analyse passieren muss. Sprich, wenn der DAX das Tagestief wie in Abbildung 5 vom Vortag unterschreitet, dann setzt sich der Trend fort. Wie man aber im Bild sieht, wird diese Aussage nicht bestätigt und es kommt sogar zu einer neuen Bewegung nach oben. Heute sage ich nicht mehr: Der Markt muss dies und das an einem gewissen Punkt machen, sondern er kann oder sollte es machen.

Von daher sollte man sich vom absoluten Denken abwenden und stärker in Wahrscheinlichkeiten denken. Wenn zum Beispiel der DAX seine vorhergehende Bewegung zu circa 38 Prozent korrigiert und dort wieder anfängt, in Richtung des Trends zu laufen, dann ist eine Trendfortsetzung wahrscheinlich. Sollte der Markt aber die Bewegung nicht mehr aufnehmen und weiter korrigieren, dann tritt das erwartete Szenario eben nicht ein und man könnte sagen: Wenn der DAX seine Bewegung zu mehr als 50 Prozent korrigiert hat, dann gehe ich nicht mehr von einer Trendbewegung aus. Damit verpacke ich mein Trading in »wenn/dann«-Regeln. Wenn der Markt … macht, dann erwarte ich … Wenn die Bedingungen nicht erfüllt werden, dann ist ab einem gewissen Punkt das Szenario hinfällig. Ich gebe Ihnen noch ein weiteres Beispiel: Der Dow Jones befindet sich an einem oberen Widerstand. Kommt es im Dow Jones zu einem Schlusskurs in einer 5-Minuten-Kerze über dem Widerstand, dann erwarte ich eine Bewegung nach oben und werde den Ausbruch traden. Schafft es die 5-Minuten-Kerze nicht, über dem Widerstand zu schließen, dann gehe ich von einem Fehlausbruch aus und werde in der Nähe des Widerstandes einen Trade auf fallende Kurse eingehen. Jetzt muss nur noch der Markt das machen, was ich erwarte, und solange das nicht passiert, heißt es warten. Im nächsten Schritt kombinieren wir Trendaufbau und charttechnische Hilfsmittel, um mit »wenn/dann«-Regeln einen Highspeedtrade eingehen zu können. Mein Trading habe ich damals mit dem Trendtrading begonnen und es ist heute noch mein Grund-Setup. Daraus haben sich im Laufe der Zeit viele weitere Setups ergeben. So handele ich zum Beispiel nach langen Trendbewegungen gerne auf die Korrektur innerhalb des Trends oder schaue nach möglichen Trendumkehrmustern. Die klassische Chart- und Markttechnik sagt, dass ein Aufwärtstrend bestätigt ist, wenn das letzte lokale Hoch, der Punkt 2, überschritten ist. Aus diesem Grund gehen viele Trader erst bei Überschreiten des Punkts 2 in den Markt. Auf 60-Minuten-Basis oder Tagesbasis mag das teilweise funktionieren. Aber im Highspeedtrading auf 1-Minuten- oder 5-Minuten-Charts musste ich schmerzlich feststellen, dass dort oftmals kurzfristig die Trends enden. Genauso wie mit »Gewinne laufen lassen« funktionierte das mit dem Punkt 2 im kurzfristigen Trading nicht gut. Ich persönlich handele den Einstieg am Punkt 2 im Trend äußerst selten. In Abbildung 6 sehen Sie einen typischen Verlauf vom FDAX im 5-Minuten-Chart, wo es am Punkt 2 zum Durchbruch kommt, aber zu keiner ausgedehnten Trendbewegung. Beim zweiten Punkt 2 kommt es innerhalb der 5 Minuten zu einem Shooting Star und zu einer ausgedehnten Korrektur, die bis unter den ersten Punkt 3 geht und damit sehr wahrscheinlich viele Longtrader ausstoppt, die am Punkt 2 eingestiegen sind.

Heiko Behrendt Erfahrungen

Wendet man dieses Wissen auf das Highspeedtrading an, dann ist es vorteilhaft, wenn man versucht, vor Erreichen des Punkts 2 in den Trend einzusteigen. Für viele Trader ist das eine große Herausforderung, denn der Trend ist noch nicht bestätigt. Denken Sie daran: Wir spekulieren immer auf eine kommende Bewegung, und wenn sich der Markt in einem intakten Trend befindet oder dabei ist, einen Trend auszubilden, dann muss er fast zwangsläufig durch den letzten Punkt 2 gehen, denn wenn das nicht passiert, dann liegt kein Trend vor.

In der nächsten Abbildung 7 sehen Sie mit Einstieg B den klassischen Einstieg bei Überschreiten des Punkts 2. Der Einstieg nach Variante A ist der Einstieg, den ich im Highspeedtrading bevorzuge. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Im Vergleich zu Variante B ist der Stopp wesentlich geringer. Durch den kleineren Stopp erhöht sich bei gleicher Verlusthöhe die Positionsgröße. Wenn der Markt den Punkt 2 erreicht und Trader mit Variante B erst einsteigen, liege ich bereits im Gewinn und kümmere mich nur noch um das Gewinnmanagement. Ich kann überlegen, ob ich den Trade am Punkt 2 beende oder den Stopp in den Gewinn ziehe und auf eine Fortsetzung spekuliere. Sollte, sich der Trend nicht fortsetzen, dann habe ich im schlimmsten Fall einen Nulltrade. Aufgrund des großen Stopps bei Einstieg B ergibt sich ein weiter entferntes Ziel. Im Bild ist das Ziel genauso weit vom Einstieg weg wie der Stopp.

Traden wie Heiko Behrendt

Als Highspeedtrader hätte ich sogar die Möglichkeit, einen weiteren Trade nach Einstieg A wahrzunehmen, wohingegen der Trader nach Einstieg B immer noch im ersten Trade sitzt. Aber es gibt nicht nur Gewinntrades sondern auch Verlusttrades. Diese kommen immer dann, wenn der Markt den letzten Punkt 2 nicht erreicht und damit den bestehenden Trend nicht weiter fortsetzt. Die Trefferquote bei der Einstiegsvariante A liegt bei circa 65 Prozent. Steige ich nach Variante B ein bei Überschreiten vom Punkt 2, dann sinkt die Trefferquote auf unter 50 Prozent und das ist für das Highspeedtrading nicht geeignet.

Wie steige ich konkret beim Setup im Trend ein? Bei einer ersten Aufwärtsbewegung sollte der Markt nicht mehr als 38 Prozent bis 50 Prozent der vorhergehenden Bewegung korrigieren. Sobald der Markt das Hoch einer Vorgängerkerze überschreitet, gehe ich in Trendrichtung mit, sofern das Chance-Risiko-Verhältnis größer eins ist. Diese Vorgehensweise wäre der perfekte Einstieg. Es kommt aber auch vor, dass die 38-Prozent-Korrektur nicht erreicht wird, weil der Anstieg davor zu steil und lang war. In letzter Zeit muss man immer wieder feststellen, dass die Korrekturen auf eine Trendbewegung sehr gering ausfallen. Man kann den Einstieg auch nur nach Candles vornehmen. Wichtig ist, dass der Einstieg nur dann erfolgt, wenn der Stopp in Punkten geringer ist als die möglichen Punkte, die ich bis zum ersten Ziel, dem Punkt 2, verdienen kann. Es sollte ein positives Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) vorhanden sein. Aufgrund der Trefferquote von 65 Prozent reicht ein CRV von 1 völlig aus, perfekt wäre ein CRV von 1,5. Bei jedem Trendtrade besteht die Option, dass der Trend wirklich durchläuft, und dann sind ganz schnell bei dem ein oder anderen Trade CRVs von 2 bis 5 möglich. Aber diese Trades kommen nicht so oft im Highspeedtrading vor.



Tipp: Schauen Sie sich die Strukturen im Trend an und finden Sie Ihre eigenen Einstiegskriterien. Ich kenne Trader, die nicht warten, ob der Markt wieder anfängt zu tendieren, sondern direkt an einem Fibonaccilevel einsteigen. Wiederum andere warten mindestens eine Kerze in Trendrichtung ab, um dann erst einzusteigen.

In Abbildung 8 sehen Sie einen von mir gehandelten Trade nach dem Setup im Trend im 1-Minuten-Chart. Nachdem der Euro-Future von einer Abwärtsbewegung in eine Aufwärtsbewegung überging, habe ich nach der Korrektur einen Einstieg bei 1,3400 vorgenommen. Kaum im Trade drin, wurde das erste Ziel von +6 Pips erreicht. Da die Bewegung so schnell ging, stellte ich den Trade in die Bewegung hinein nach sechs Minuten mit +16 Pips = +200 Dollar glatt. Der Ausstieg ist nur deswegen dort oben erfolgt, weil ich bei dem Trade 8 Pips an Stopp riskierte hatte und mit +16 Pips ein CRV von 2 erreicht hatte. Dass es danach wieder so weit runterging, konnte ich nicht ahnen, und da zeigt sich wieder der große Vorteil, wenn man seine Gewinne aktiv mitnimmt.

Trading-Strategie Highspeedtrading.

In Abbildung 9 sehen Sie einen perfekten Einstieg im Trend über den 5-Minuten-Chart. Der Markt korrigiert auf den Pip genau die vorhergehende Bewegung zu 38,2 Prozent und geht dann wieder in den Trend über. Es folgt der Einstieg unter dem Tief der letzten 5-Minuten-Kerze. Der Euro fällt danach zügig an das letzte Tief und erreicht das Ziel. Danach (ab 17:30) setzt sich der Trend nicht weiter fort. Deshalb war der Ausstieg am Ziel mit Gewinn eine gute Entscheidung.

Ich handele dieses Setup vorwiegend im 5-Minuten-Chart. Man sollte wissen, dass dieses Setup nicht jeden Tag vorkommt. Es kann sein, dass die Struktur passt, aber es kein gutes Chance-Risiko-Verhältnis gibt oder dass einfach kein Trend während des Tages entsteht. Sollte ich im 1-Minuten-Chart eine schöne Struktur von Bewegung und Korrektur erkennen, dann handele ich diesen Zeitrahmen. Sobald ich in einem Trade drin bin, ist darauf zu achten, dass der Trade sein Ziel zügig erreicht. Sollte der Markt nicht in Schwung kommen, dann stelle ich nach circa sieben bis zehn Minuten den Trade glatt. Denn dann hat der Markt nicht das gemacht, was ich erwartet habe. Im Idealfall bewegt sich der Markt unmittelbar nach dem Einstieg in Richtung des Ziels. Die Bewegung sollte schneller laufen als die Korrektur davor. Wenn ich zum Beispiel fünf Kerzen an Korrektur sehe, dann sollte die Bewegung das Ziel unter fünf Kerzen erreichen. Wenn das passiert, dann handeln viele Trader genau das Gleiche mit dem Ziel den letzten Punkt 2 zu erreichen.

Handeln Heiko Behrendt.

Abschließende Tipps, wenn Sie den Einstieg im Trend handeln möchten Versuchen Sie zuerst, die markttechnischen Strukturen zu erkennen, und setzen Sie die charttechnischen Hilfsmittel ein. Seien Sie geduldig, bis der Markt die Struktur zeigt, in der Sie wirklich handeln wollen.  An manchen Tagen werden Sie nur ein wildes Hin und Her erkennen. Da heißt es Finger weg vom Markt. Erst wenn Sie einen Trend sehen, dann gehen Sie gedanklich oder im Demomodus den Trade ein, damit Sie sehen, ob die Erwartungshaltung aufgeht. Gehen Sie unterschiedliche Trademanagementmöglichkeiten durch. Was passiert, wenn Sie immer am ersten Ziel die Position schließen oder dort nur einen Teilverkauf realisieren, um an einer Trendfortsetzung zu partizipieren? Sind die Trades erfolgreicher, wenn Sie mit einem Trailingstopp arbeiten oder den Stopp unter das Tief einer Kerze nachziehen? Werden Sie selber kreativ – falls Sie bereits im kurzfristigen Bereich mit anderen Hilfsmitteln traden, dann versuchen Sie, das Setup in Ihr Trading zu integrieren. Denken Sie bitte daran, dass Sie bei dem Setup genauso Verlusttrades haben werden. Eine Trefferquote von 65 Prozent bedeutet, dass bei 100 Trades 35 mit einem Verlust beendet werden.




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