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Kohle (Coal API2) CIF ARA (Argus-McCloskey) Future als Reserve
Die Marktsituation an den globalen Energiemärkten und insbesondere aufgrund des Russland-Ukraine-Kriegs in Europa kann als „deutlich angespannt“ bezeichnet werden. Um einen verlässlichen Energiemix vorzuhalten, muss gerade in diesen Zeiten auch auf Kohle zurückgegriffen werden. Wer denkt, die Corona-Pandemie hätte weltweit zu weniger Energiebedarf geführt, der irrt gewaltig. Zwar ging der Energiebedarf im Pandemiejahr 2020 aufgrund vieler Restriktionen und Lockdowns global zurück, doch im Jahr 2021 legte der Energiebedarf im Vergleich zum Jahr 2020 um 5,8 Prozent zu und überschritt damit gar den Energiebedarf aus dem Jahr 2019 um 1,3 Prozent, wie es die Experten von BP in ihrem Bericht „Statistical Review of World Energy“ hervorhoben.
Die Nutzung fossiler Energieträger reduzierte sich im Jahr 2021 von 83 Prozent in 2019 auf lediglich 82 Prozent in 2021 – vor fünf Jahren lag der Wert noch bei 85 Prozent. Die Entwicklung weg von fossilen Energieträgern gestaltet sich demnach nachweislich als sehr schleppend.
Fehlendes Erdgas durch Kohle substituiert
Da eine Reihe von Industrieländern auch in einer Marktsituation einer Gasmangellage weiter Energie bereitstellen müssen, muss man sich wieder vermehrt anderer fossiler Energieträger zuwenden und das ist nun einmal auch der fossile Energieträger „Kohle“. BP führte in seinem Bericht an, dass der weltweite Kohleverbrauch in 2021 um 6 Prozent auf 160,10 Exajoule und damit über das Niveau von 2019 anstieg (mit diesen weltweit 160,10 Exajoule steht Kohle im Energiemix sogar an zweiter Stelle – der Anteil von Öl lag in 2019 bei 184,21 EJ, der von Erdgas bei 145,35 EJ, der von Kernenergie lediglich bei 25,31 EJ, der von Wasserkraft bei 40,26 EJ und der von „Erneuerbaren Energie“ immerhin bei 39,91 EJ – insgesamt also 595,15 EJ). Um das einmal ins Verhältnis zu setzten: 1 Exajoule (EJ) entspricht 278 Terrawattstunden (TWh).
Auch in Deutschland werden wieder Kohlekraftwerke zurück ans Netz gehen müssen, um hauptsächlich die Verstromung von Gas soweit wie nur möglich reduzieren zu können. Der Primärenergieverbrauch allein in Deutschland betrug im Jahr 2021 nach vorläufigen Schätzungen des Bundesamtes für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 12.265 PJ (Petajoule = 1 Billiarde Joule = 0,277778 TWh). Davon entfielen 32,3 Prozent auf Mineralöl, 26,8 Prozent auf Erdgas, 15,9 Prozent auf Erneuerbare Energien, 9,2 Prozent auf Braunkohle, 8,5 Prozent auf Steinkohle, 6,1 Prozent auf Kernenergie und 1,2 Prozent auf Sonstige.
Aufgrund der Ablauffristen für die Kernenergie wird man diesen Anteil irgendwie ersetzen müssen. Es ist mehr als fraglich, ob andere Energieträger wie Erdgas diese Lücke werden füllen können. Somit dürfte als Überbrückung wohl auch die Braun- und Steinkohle als fossiler Energieträger herhalten müssen. Das ist natürlich nur die deutsche Energiemarktlage.
Kohle spielt weiterhin eine Rolle in Volkswirtschaften
In sehr energieintensiven Volkswirtschaften, wie zum Beispiel in den USA spielt die Kohle als Energieträger auch weiterhin eine nicht geringe Rolle. Am stärksten ist die Bedeutung der Kohle aber in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde, nämlich in China und Indien. Diese beiden Länder standen bereits für über 70 Prozent Anteil des Wachstums des globalen Kohle-Marktes im Jahr 2021. Auch in Europa und in den USA stieg die Nachfrage nach Kohle wieder signifikant an, nachdem diese die letzten 10 Jahre zuvor zurückging.
Energieträger Kohle in der Europäischen Union bislang auf Platz 4
Auf die gesamte Welt gesehen ist der Anteil der Europäischen Union mit einem Primärenergieverbrauch von 60,11 EJ zwar recht gering – der Anteil von Kohle steht mit 6,74 EJ an vierter Stelle hinter Öl mit 21,32 EJ, Erdgas mit 14,28 EJ, Erneuerbarer Energie mit 7,92 EJ, Kernenergie mit 6,62 EJ und Wasserkraft mit 3,24 EJ, jedoch dürfte ein Anteil von Erdgas durch Kohle substituiert werden.
Exkurs - Coal (API2) CIF ARA (Argus-McCloskey) Future
Der “Coal (API2) CIF ARA (Argus-McCloskey) Future” wird mit einer mehr als ausreichenden Liquidität an der US-Terminbörse “NYMEX” (New York Mercantile Exchange) gehandelt. Die „NYMEX“ ist der größten Terminbörse „Chicago Mercantile Exchange“ (CME) bzw. der „CME Group“ in Chicago zuzuordnen. Ein Kohle-Kontrakt besteht aus 1.000 metrischen Tonnen. Der Preis wird in US-Dollar und Cent quotiert, wobei die geringste/kleinste Fluktuation im Kurs 0,05 per metrische Tonnen beziehungsweise 50,00 US-Dollar entspricht. Das Handelssymbol an der CME/NYMEX lautet „MTF“. Die monatlichen Kontrakte werden fortlaufend für das laufende Jahr und die nächsten vier Jahre gelistet. Das derzeitig höchste Volumen findet sich noch im aktuellen Kontraktmonat September.
Der Coal (API2) CIF ARA (Argus-McCloskey) Future im Chartcheck
Die vorliegende Analyse erfolgt im Tageschartbild anhand des ( Continuous – Current Contract In Front) Coal (API2) CIF ARA (Argus-McCloskey) Future, der an der NYMEX gehandelt wird.
Die nächsten Kursziele für die Bullen und Bären könnten unter Zuhilfenahme einer Fibonacci-Analyse näher definiert werden. Ausgehend vom Zwischenhoch vom 08. März 2022 von 438,35 US-Dollar bis zum letzten Zwischentief des 02. Mai 2022 von 259,15 US-Dollar, wären die Ziele zur Ober- und Unterseite abzuleiten. Die Widerstände fänden sich bei den Marken von 396,05 US-Dollar (0.764%) und 438,35 US-Dollar (1.000%), sowie bei der Projektion zur Oberseite von 480,65 US-Dollar (1.236%). Die Unterstützungen wären bei 348,75 US-Dollar (0.50%), 327,60 US-Dollar (0.382%), 301,45 US-Dollar (0.236%) und 259,15 US-Dollar (0.00%) zu ermitteln.
Der Relative-Strength-Index (RSI) wies zum Zeitpunkt dieser Analyse auf Tagesbasis mit 55,24 Punkten eine technisch noch neutrale Marktsituation auf. Dem Chartbild wurde auch die EMA100 (blaue Linie) hinzugefügt.
Autor: Dirk Friczewsky
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