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Magier der Märkte: Gemeinsamkeiten erfolgreicher Trader

Magier der Märkte

In seinem Buch „Market Wizards“ befragte Jack D. Schwager in den 1980er-Jahren Top-Trader. Im Schlusswort fasste er zusammen, was seine Interviewpartner gemeinsam hatten. Es sind Ähnlichkeiten mit der vorliegenden Arbeit zu finden.

  1. Alle Interviewpartner hatten das große Verlangen, erfolgreiche Trader zu werden, und mussten in vielen Fällen erhebliche Hindernisse überwinden, um dieses Ziel zu erreichen.
  2. Alle machten den Eindruck, als seien sie sicher, über einen langen Zeitraum hinweg weiterhin gewinnen zu können. Praktisch ohne Ausnahme betrachteten alle ihr eigenes Trading als die beste und sicherste Anlagemöglichkeit für ihr Kapital.
  3. Jeder Trader hatte eine Methode gefunden, die für ihn richtig war, und hielt sich strikt daran. „Disziplin“ war bemerkenswerterweise das am häufigsten erwähnte Wort.
  4. Die Top-Trader nehmen ihr Trading sehr ernst. Die meisten widmen Marktanalysen und Trading-Strategien täglich einen bedeutenden Teil ihrer Zeit.
  5. Strikte Risikokontrolle ist eines der Grundelemente der Trading-Strategien praktisch aller Interviewten.
  6. Viele Trader brachten in verschiedenster Weise zum Ausdruck, wie wichtig es ist, Geduld zu haben und darauf warten zu können, bis eine günstige Gelegenheit für einen Trade auftaucht.
  7. Wie wichtig es ist, unabhängig von der Masse handeln zu können, war ebenfalls ein Punkt, der häufig erwähnt wurde.
  8. Alle Top-Trader waren sich darüber im Klaren, dass Verlieren ein Teil des Spiels ist.
  9. Alle waren mit Leib und Seele dabei.

Quelle: Schwager, J. D. (2004), „Magier der Märkte – Interviews mit Top-Tradern der Finanzwelt“, FinanzBuch Verlag


Im Jahr 2016 veröffentlichte Student Gregor Klinger seine Masterarbeit an der Wirtschaftsuniversität Wien mit dem Titel „Anomalien im Wertpapierhandel“. Darin sind einige interessante Erkenntnisse und Erfahrungen professioneller Trader enthalten. Die von Schwager gefundenen Gemeinsamkeiten werden hier angeführt zum Vergleich mit Gregor Klingers Befindungen.

SO DENKEN UND HANDELN DIE PROFIS

Wir greifen in diesem Artikel die wichtigsten Aspekte der Masterarbeit heraus, die für Trader relevant sind. Dies sind insbesondere die Erkenntnisse, die zum Denken und Handeln professioneller Trader gesammelt wurden. Mit über 100 Seiten werden im Original auch noch weitere Aspekte behandelt, die wir hier nicht näher betrachten.

EXPERTEN-INTERVIEWS

Der für Trader wichtigste Teil der Masterarbeit dokumentiert Interviews mit Profis. In einem Fragebogen wurde dabei auf verschiedene Themen eingegangen:

  • Informationen: Auf welche Informationssysteme greift der Experte zurück (fundamental, technisch)? Wie geht er damit um und wie nutzt er sie für seinen Handel? Dieser Teil dient den Heuristiken zur Mustererkennung.
  • Umgang mit Gewinnen und Verlusten: Findet eine Orientierung am Einstandspreis statt oder lässt der Experte Positionen gedanklich zusammenfließen? So sollen Aussagen zu psychologischen Effekten wie etwa dem Dispositionseffekt oder der mentalen Buchführung generiert werden.
  • Umgang in Situationen mit mehreren Alternativen: Wie verhält sich der Händler beispielsweise, wenn sich nach dem Glattstellen einer Position der Kurs dann doch in die richtige Richtung bewegt?

Die befragten Personen sind zwischen 28 und 52 Jahren alt und verfügen über eine Handelserfahrung von mindestens acht Jahren. Zwei der Experten sind zum Teil im institutionellen Bereich mit Managed Accounts tätig und haben automatische Handelssysteme entwickelt. Ein weiterer Experte ist ebenfalls institutioneller Händler und für ein Asset-Management-Unternehmen tätig, dessen größter Kunde eine Pensionskasse ist. Die anderen sind private Händler. Lediglich einer der Befragten finanziert sich seinen Lebensunterhalt nicht hauptsächlich durch das Trading. Nebenbei bietet dieser Händler Handelssignale sowie Schulungen an. Insgesamt sind drei der Trader als Anbieter von Schulungen, Webinaren und Coachings aktiv. Gehandelt werden Indizes, Devisen, Rohstoffe, Differenzkontrakte, Futures und Zinsmärkte. Die durchschnittliche Haltedauer liegt bei einigen Sekunden bei einem Händler und reicht bis etwa eine Woche bei einem anderen. Es handelt sich somit bei allen Befragten um eher kurzfristige Trader.

HEURISTIKEN

Alle Befragten greifen auf die Charttechnik zurück – egal ob beim manuellen oder automatisierten Handel. Dabei wird von mehreren Experten ein besonderer Wert auf die Darstellung unterschiedlicher Zeiteinheiten gelegt. Diese Vorgehensweise soll einen guten Überblick über die Gesamtsituation am Markt bieten. Drei der Händler betonen, dass sie sich auf Situationen konzentrieren, in denen Bewegung entstehen kann. Dabei spielt die Lage der Orders an der Börse eine wichtige Rolle. Fundamentaldaten spielen dagegen für keinen der Trader eine Rolle – weder für die Analyse noch den Handel selbst. Wichtige Nachrichten, bei denen man von stärkeren Kursbewegungen ausgehen muss, werden jedoch beachtet, um in dieser Zeit nicht im Markt positioniert zu sein.

Um mit der Informationsfülle umzugehen, wenden die Händler Heuristiken an. Dabei ist es für einige der Trader wichtig herauszufinden, wo andere Marktteilnehmer falsch liegen könnten, um sich so einen Vorteil zu verschaffen. Die befragten Trader scheinen sich auf gewisse wiederholbare Situationen zu spezialisieren, die mit der Zeit in Fleisch und Blut übergehen.

Einer der Trader sagte, dass es im Rahmen des Trendaufbaus durchaus Sinn ergebe, auflaufende Gewinne nach starken Anstiegen enger abzusichern, da auf jede Trendbewegung Korrekturen folgen und umgekehrt. Zwei der Händler betonen ganz besonders die hohe Bedeutung von Stopps und Risikokontrolle. Alle Experten betonen die Wichtigkeit eines klaren Handelsplans beziehungsweise einer festen Strategie, der man zur Gänze vertraut. Auch die mentale Stabilität spielt eine wesentliche Rolle.


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DISPOSITIONSEFFEKT

Die alte Börsenweisheit, Gewinne laufen zu lassen und Verluste zu begrenzen, wurde teils kritisch gesehen. Der entscheidende Punkt sei es, festzulegen, wie lange man Gewinne laufen lassen soll. Denn wenn man Gewinne nie mitnimmt, schrumpfen diese irgendwann wieder. Einer der Trader gibt an, dass es wichtig sei, Gewinne beständig zu generieren und nicht auf Riesengewinne zu warten. Einig sind sich alle, dass gutes Risiko- und Money-Management das Risiko verringert, dem Dispositionseffekt zu unterliegen.

Bild 1: Dispositionseffekt. Der Dispositionseffekt zeigt, dass viele Anleger im Gewinnfall risikoavers (Gewinne lieber mitnehmen), im Verlustfall aber risikofreudig sind (Verluste lieber aussitzen).

Dispositionseffekt Trader.

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EINSTANDSPREIS

Der Einstandspreis spielt für keinen der Experten eine sonderlich wichtige Rolle. Zwei der privaten Trader argumentieren allerdings schon, dass es angenehm ist, einen Trade auf Einstandspreis absichern zu können, wenn sich dieser positiv entwickelt. Dies lässt darauf schließen, dass diese Trader im Gewinnfall eine abnehmende Sensitivität haben. Die institutionellen Händler verspüren kaum Emotionen, da ihr System alles vorgibt, was zu tun ist, und Take-Profit-Orders programmiert sind. Gerade diese starre Vorgehensweise eliminiert Probleme, die durch Emotionen ausgelöst werden. 

Einer der Händler bestätigte, anfangs seien ihm Positionen so weit ins Minus gelaufen, dass sie ihm regelrecht egal wurden. Er spricht von einem „point of no return“, der nicht unterschritten werden darf. Passiert dies doch, führt das bei ihm zu herben Verlusten.

MENTALE BUCHFÜHRUNG

Es wurde versucht, auf das Thema mentale Buchführung mit Fragen einzugehen, die sich der Vorgehensweise des Händlers widmen, wenn mehrere Positionen geöffnet sind. Zwei Trader argumentieren, dass ein gewisses Gesamtrisiko nicht überschritten werden darf und deshalb die Positionen zwangsläufig zusammengefasst werden müssten. Jedoch betont ein anderer Experte, dass der eine Trade den anderen nicht beeinflussen solle. Gerade bei unterschiedlichen Handelsausrichtungen mit unterschiedlich langer Haltedauer sei es wichtig, die Positionen mental zu trennen. Da dies oft problematisch sei, empfiehlt es sich für ihn, auch physisch getrennte Konten zu führen, beispielsweise ein längerfristiges Konto und eines für Daytrading. Für einen anderen der befragten Trader hängt viel vom Tagesziel ab; wenn dieses erreicht werde, sei es legitim, alle Positionen zu schließen. Jedoch betont er, dass die strikte Verfolgung eines festgelegten Handelsplans vonnöten sei. Hält man sich nicht daran, müsse sich der Trader fragen, warum – er muss an sich arbeiten.

Im privaten Handel sollten also verschiedene Trades nicht gedanklich zusammengerechnet werden. Im institutionellen Handel werden sie dagegen zusammengefasst, allerdings wird hier auch nicht von der Strategie abgewichen.

KOGNITIVE DISSONANZEN

Was die Entscheidung zwischen ähnlichen Alternativen betrifft, legen drei der Händler Wert auf Liquidität und wählen deshalb das liquidere Instrument aus. Wenn sich die nicht gewählte Alternative besser entwickelt, entsteht zwar durchaus Ärger, aber die Trader ändern ihr Verhalten deswegen nicht. Für vier Experten ist ein Wiedereinstieg in den Markt ein wichtiger Lösungsansatz, solange das Setup noch passt. Einer der Experten wählt nach dem First-come-Prinzip und verfolgt dann keine weitere Alternative, wodurch er keinen Ärger verspürt. Ihm zufolge legen Anfänger den Fokus zu stark auf den einzelnen Trade. Händlern, die vom Trading leben, empfiehlt er keine monatliche, sondern eine quartalsweise Auszahlung der Gewinne, da so die einzelnen Trades immer mehr in die Ferne rücken.

REUE VERMEIDEN

Hierbei wurden Fragen zu verpassten Trading-Chancen und den damit empfundenen Emotionen untersucht. Drei der Experten weisen darauf hin, dass es wichtig sei, zwischen bewusst verpasst und unbewusst verpasst zu unterscheiden. Es mache einen gravierenden Unterschied, ob man sich am Tagesende das Chart-Bild ansehe und im Nachhinein sage, es wäre dort und da ein Gewinn möglich gewesen. Da würde man sich anlügen und meist nur die profitablen Geschäfte sehen.

Bei bewusst verpassten Chancen, die der Strategie entsprechen, muss sich ein Trader aber – der Mehrheit der Experten nach – sehr wohl fragen, warum diese verpasst wurden, und unbedingt an einer Lösung arbeiten. Ursache ist fehlendes Vertrauen in die eigene Strategie. Für einen der Experten wäre es ein Lösungsansatz, mit Limit- und Stopporders zu arbeiten. Ein anderer wählt seine Handelszeit so, dass er keinesfalls abgelenkt wird, und umgeht somit das Risiko, eine durch seine Strategie generierte Möglichkeit zu verpassen.

Die Mehrheit der Experten betonte gerade im Zusammenhang mit verpassten Trading-Chancen, dass es schlicht falsch sei, diesen in irgendeiner Form nachzutrauern. Dabei sind diejenigen Chancen gemeint, die verpasst wurden, als man nicht einmal vor dem Rechner saß. Diese dürfen nicht mit den tatsächlich verpassten Möglichkeiten verwechselt werden.


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ZU STARKES VERFOLGEN DER KURSE

Die Experten wurden gefragt, wie sie die Kurse weiter verfolgen, wenn sie eine Position geöffnet haben. Hier waren die Antworten unterschiedlich, da es stark auf die Haltedauer der Positionen ankommt. Einer der Trader, dessen Haltedauer bei maximal 15 Minuten liegt, beobachtet die Kurse permanent. Er muss ständig die Orders anpassen. Ein anderer Trader muss die Kurse theoretisch nicht mehr verfolgen, da das Handelssystem vollautomatisch Orders ausführt, bleibt aber mitunter zur Kontrolle und aus Interesse am PC. Ein anderer Trader beobachtet den Trade ebenfalls, verlässt jedoch, nachdem die Position aus dem Risiko genommen werden kann – der Stopp also auf Einstandspreis liegt – gerne den Arbeitsplatz und sieht dann etwa alle zehn Minuten nach der Position. Ein weiterer Trader ist längerfristig orientiert und kontrolliert nur morgens und abends seine Positionen und ändert seine Orders.

Es scheint also, als hätten alle Experten eine gewisse Vorgehensweise, wie sie ihre Trades verfolgen. Die Frage an die Experten, wie sich ihrer Meinung nach ein zu starkes Verfolgen der Kurse auswirkt, haben alle sehr einheitlich beantwortet: negativ. Es führe dazu, dass Emotionen entstehen und deshalb in den Trade eingegriffen werde. Somit käme es zum Abweichen von der eigentlich angedachten Strategie. Für die Experten muss somit auch hier ein Plan festgelegt sein, wie man die Kurse verfolgt. Ein Trader argumentiert, dass man einen Stil finden müsse, der zu einem passt. Wenn ein Händler beispielsweise alle vier Stunden den Trade kontrolliert, zwischendurch aber permanent an ihn denkt, muss er sich fragen, ob der von ihm verfolgte Stil überhaupt zu ihm passt.

Wer zu lange fortlaufend die Kurse beobachtet, fühlt sich eher den Märkten ausgeliefert und empfindet das Risiko als wesentlich größer. Diese Trader sind risikoscheuer und erzielen im Durchschnitt eine schlechtere Performance. Es ist eine Art Teufelskreis: Die Unsicherheit über den Verlauf einer eingegangenen Position führt zum laufenden Beobachten der Kurse, aber dies wiederum führt dazu, dass der Händler mit jeder fortschreitenden Änderung versucht, sich dem Markt anzupassen.

HAUPTPROBLEME UND LÖSUNGSANSÄTZE

Ausnahmslos jeder Experte hat seine eigene Handelsstrategie und ein striktes Regelwerk entwickelt, welches beständig angewendet werden muss. Es beinhaltet Regeln für Einstieg, Risikobegrenzung, Gewinnmitnahme und mögliche Wiedereinstiege. Auch eine konkrete Zielsetzung spielt für die Experten in deren Planung eine wichtige Rolle. Diese umfasst oft Tages-, Wochen- oder Monatsziele. Sie suchen sich Situationen, in denen sie davon ausgehen, einen Vorteil zu haben. Dabei spielt oft die Verbindung mehrerer unterschiedlicher Zeiteinheiten eine wichtige Rolle. So soll sichergestellt werden, dass die potenziellen Trading-Möglichkeiten in einem gesunden Verhältnis zur Gesamtstimmung am Markt stehen. Die Trader konzentrieren sich somit nur noch auf die Gegebenheiten des Marktes, die ihrer Strategie entsprechen, und lassen alles andere außen vor.

Einer der Trader gibt an, dass er Verluste gar nicht vermeiden möchte, da er dann überhaupt nicht traden dürfe. Denn Verluste gehören zum Geschäft. Das zu akzeptieren sieht er als einen der Hauptgründe, warum so viele an der Börse auf Dauer nicht bestehen. Die Leute kommen alle wegen des Geldes an den Markt, aber der fortgeschrittene Trader entdeckt irgendwann, dass er sich auf den Prozess konzentrieren muss und nicht auf das Ergebnis. Erfolg hat nur derjenige, der den Prozess des Tradings hochqualitativ beherrscht. Das bedeutet einen sauberen Umgang mit dem Risiko. Man muss wissen, wann man im Markt positioniert sein sollte und wann nicht.

FAZIT

Profi-Trader sind Meister ihres Fachs. Auch intuitive Handelsentscheidungen erfahrener Trader dürfen nicht als zufälliger oder gar irrationaler Prozess betrachtet werden, da dieses Verhalten auf jahrelanger Markterfahrung basiert. Sie sind in der Lage, auf ein beträchtliches Repertoire an Marktsituationen zurückzugreifen und das aktuelle Geschehen augenblicklich einzuordnen. Diese Fähigkeit lässt sich auf die persönlichen Regeln, Theorien und Strategien aus vergangenen Marktsituationen zurückführen.

Professionelle Händler sind sich der meisten Problematiken bewusst und wissen sie zu umgehen. Durch die jahrelange Beschäftigung mit der Tätigkeit haben sie für viele Fallstricke passende Vermeidungsstrategien entwickelt. Diese Kniffe haben die Trader in Jahren harter Arbeit und durch viel Selbstreflektion mühsam erlernt.


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