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Rene Berteit: Was Sie wirklich unter Kontrolle haben (Interview)
Während der Riesenhausse an den Märkten bis ins Jahr 2000 hinein stand für die meisten Trader Verlieren nicht auf der Agenda. Egal was man kaufte, es stieg und es stellte sich lediglich die Frage, ob die Gewinne ein-, zwei- oder dreistellig werden. Dies lockt natürlich auch einen engagierten BWL-Studenten wie Rene Berteit an die Märkte und ohne große Kenntnisse platziert er die ersten Orders. Der Start in das eigene »Tradinggeschäft« war durchaus gut, aber die Ernüchterung folgte auf dem Fuße. Mit dem Ende des Hypes im Neuen Markt kommt auch für Rene Berteit die Zeit der Qualen. Angesteckt vom Börsenfieber verwendet er dennoch neben dem Studium und während der späteren Tätigkeit als Logistikleiter jede freie Minute auf die Analyse der Märkte und das Testen von Handelsstrategien – und sammelt so ein breites Know-how. Das kommt nicht nur seinem eigenen Trading zugute, sondern auch den Teilnehmern des von ihm seit 2007 bei GodmodeTrader.de betreuten Ausbildungsservices. Hier begleitet er Trader individuell auf ihrem Weg zum Erfolg.
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TEIL 1: INTERVIEW UND VIDEO MIT RENE BERTEIT
1. DIE VERGANGENHEIT
- Wie bist du zum Traden gekommen?
Bei mir spielten zwei Aspekte eine Rolle. Der sachlichere Punkt, der mein Börseninteresse weckte, war mein betriebswirtschaftliches Studium, das ich 1997 begann. In diesem kommt man zwangsläufig mit dem Thema Börse in Berührung, vor allem im Bereich fundamentaler wissenschaftlicher Theorien. Mit meinen Spezialisierungen auf Finanzierung und Unternehmensbewertung auf der einen und Geld und Währung auf der anderen Seite kam ich um das Thema Börse erst recht nicht herum. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit. Die andere Seite kennt wohl jeder, der in seinem Leben schon einmal eine extreme Haussephase durchgemacht hat. Zu meiner Zeit war das der Hype um das Internet und die damit verbundenen Unternehmensgeschichten. Hier lockte einfach das schnelle Geld und die Gier hat damals viele angesteckt. Schließlich ging es in den Jahren 1998/1999 nicht um die Frage, ob man gewinnt oder verliert, sondern eher darum, wie viel man gewinnt. Als permanent klammer Student kam mir das Trading damals gerade recht, jedoch musste ich mich zunächst mit virtuellen Konten begnügen, bis ich im März 2000 ausreichend Kapital beisammen hatte, um real loszulegen. Dummerweise hat mir damals keiner gesagt, dass die Börsen ihr Hoch schon gesehen hatten – oder ich wollte es nicht hören – und was bis zu diesem Punkt sehr, sehr gut funktionierte, Aktien kaufen und nach wenigen Tagen/Wochen wieder verkaufen, ging nun in seine Verlustphase über. Die habe ich voll mitgenommen, mit allem, was dazugehört.
- Wie hast du Traden gelernt? Wie hast du dich über Börsenhandel informiert?
Nun ja, die mit dem im Jahr 2000 gestarteten Crash einhergehenden Verluste auf meinem Konto legten den Verdacht nahe, dass Trading wohl doch nicht so einfach ist wie gedacht. Meine damalige Einstellung war simpel: Die Profis haben eine geheime Rezeptur, mit der sie den Börsenkurs vorhersagen können, und so tat ich das einzig »Richtige«, ich suchte über fünf Jahre nach dieser Formel. Als Student hatte ich das Glück, mir meine Zeit frei einteilen zu können, und so beschäftigte ich mich manchmal bis zu 16 Stunden am Tag mit den Börsenkursen. Hilfe hatte ich dabei eigentlich sehr wenig, um nicht zu sagen gar keine. Ich stöberte im Internet und las in Foren, um Ideen zu bekommen. Diese Ideen schaute ich mir dann im Rahmen eigener Recherchen an. Ich bin Steinbock und in meinem Sternzeichen steht, ich sei relativ pessimistisch, und so wollte ich nicht irgendetwas traden, von dem andere behaupteten, es sei supererfolgreich, sondern ich wollte es schwarz auf weiß mit meinen eigenen Augen sehen. Das war meine Zeit des Backtestens. Egal ob Fundamentale Analyse, klassische Formationsanalyse, Elliott-Wellen, Fibonacci, Markttechnik, Indikatoren und was es alles noch so gibt, ich habe überall hineingeschnuppert und getestet. Die Basisinformationen kamen aus dem Internet. Seminare oder gar Coachings habe ich nicht besucht. Vor allem mit Blick auf Letzteres würde ich heute einiges anders machen. Das hätte mir viel Zeit erspart, denn so hätte ich nicht jahrelang am falschen Ende gesucht. Ich brauchte stolze fünf Jahre und viele Hunderte Tests, um zu erkennen, dass auch Profis nur mit Wasser kochen und dass die Erfolgsquelle im Trading nicht in der Taktik liegt.
- Was hat deine Leidenschaft für Börse und Trading geweckt? Was macht für dich den Reiz des Tradens aus?
Ich glaube, die Herausforderung, es zu schaffen, und die Möglichkeit, meinen Forscherdrang zu befriedigen, ließen mich am Projekt Trading festhalten. Der Kontoverlauf der ersten Jahre war es sicher nicht. Dann zu sehen, dass man Stück für Stück besser wird, hilft natürlich auch, bei der Stange zu bleiben, genau wie ein nicht zu unterschätzender Aspekt, den ich so nur aus dem Trading kenne: Das Trading ist ein Tätigkeitsfeld, in dem sich wirklich jeder verwirklichen kann – ohne größere Grenzen und Vorgaben von außen. Wenn ich als Nachtmensch gerne abends arbeiten möchte, kann ich die US-Märkte oder die Währungsmärkte in Asien handeln, wer gerne halbtags arbeiten möchte, wird sein Tradinggeschäft genau darauf ausrichten. Wo sonst kann ich beispielsweise meine Leidenschaft für das Trading selbst, aber auch meinen Forscherdrang und mein Interesse für das Vermitteln von Wissen (Coaching) so schön kombinieren?
- Hattest oder hast du Vorbilder?
Oh, nein, nicht wirklich. Ich kannte auch keine erfolgreichen Trader persönlich. Im Gegenteil. Sofern ich mal ein Buch zum Thema Trading las, forderte mich meine Skepsis auf, die dort gemachten Aussagen zu überprüfen. Mit dem Hintergedanken im Kopf, endlich die Superformel für das Trading gefunden zu haben, gab es ausschließlich Enttäuschungen. Was sich in Büchern & Co. immer so schön liest und mit netten Charts untermalt wurde, hat in der Praxis nicht selten nicht funktioniert, schon gar nicht im Sinne eines heiligen Grals.
- Kannst du dich noch an deinen ersten Trade erinnern?
Wenn ich ehrlich bin, leider nicht an einen einzelnen, jedoch an meine ersten zwei, drei Wochen. Ich war damals schon im eher kurzfristigen Bereich des Tradings auf Sicht einiger Tage unterwegs und so kaufte ich diverse Aktien, um sie, wie vorher im Musterdepot auch, relativ schnell mit plus 15 oder 20 Prozent wieder zu verkaufen. Das klappte in den ersten Wochen auch noch sehr gut und so stieg mein Konto zunächst. Das war schon schön, aber ich würde im Nachgang auch nicht sagen, extrem emotional. Das wurde es erst nach den ersten Wochen, denn dann war Schluss mit dem Bullenmarkt und damit mit meinen Gewinnen. Aus dem kurzfristigen Trader wurde ein Anleger und auf meinem Konto wuchsen die Verluste.
- Was hat sich bei dir im Trading über die Jahre geändert?
Viel, sehr viel. Das beginnt schon bei der Einstellung zum Trading. Nach fünf Jahren erfolglosen Suchens nach dem heiligen Gral musste ich erst einmal lernen, umzudenken. Allein dieser Prozess war extrem schwierig. Ich hatte mir in den vorangegangenen Jahren zwar unheimlich viel technisches Wissen angeeignet, aber im Kern musste ich erkennen, dass mir dies nicht viel genützt hat. Zu akzeptieren, dass es den heiligen Gral nicht gibt, Verluste zum Geschäft dazugehören, zu lernen, verzichten zu können und den Markt so zu nehmen, wie er ist, ist ein langwieriger Prozess, erst recht wenn man zuvor jahrelang eine andere Denkweise hatte. In der Praxis begann ich damit, meinen Arbeitsplatz aufzuräumen. Ich leerte die Charts, die streckenweise so mit Indikatoren überladen waren, dass ich den Kursverlauf nicht mehr erkennen konnte. Dabei half mir das Konzept von Ross, der auf Basis des reinen Kursverlaufs Trends identifiziert und auf Basis dessen Trades ableitet. Ross hat dabei nichts großartig Neues erfunden, denn im Prinzip baute der Ansatz auf der klassischen Dow-Theorie auf. Aber es war das erste Buch, das ich in der Art gelesen hatte. Heute dürfte vielen eher das Werk von Voigt Das große Buch der Markttechnik bekannt sein, das die gleichen Muster beschreibt. Ich fand dieses Konzept damals einfach und genial und war dieses Mal auch bereit, nicht mehr den heiligen Gral zu erwarten, sondern stellte mich auch auf die ein oder andere Schwierigkeit ein. Um mein Kapital zu schützen, stürzte ich mich zunächst auf die Analyse der Methode und dann auf das praktische Trading. Hier begann dann der eigentliche Lernprozess, der letztlich auch heute noch anhält. Stillstand bedeutet schließlich Rückschritt und das ist an der Börse und im Trading nicht anders. Der Lernprozess lässt sich einfach beschreiben: Eine definierte Tradingstrategie wird in der Praxis umgesetzt (Machen), jeder einzelne Trade im Nachgang kontrolliert (sowohl technisch als auch emotional) und eine Lehre daraus gezogen (Feedback und Optimierung), nur um diese Idee erneut der praktischen Prüfung zu unterziehen. Dabei lernt man viel über sich selbst, denn letztlich stolperte ich weniger über technische Aspekte als vielmehr über emotionale. Ich glaube, im Laufe der Zeit habe ich so jeden Fehler gemacht, den man machen kann. Angefangen vom ungeplanten Nachkauf im Verlustfall bis hin zum Overtrading. Mit jeder Lernschleife aber nehmen diese Aspekte ab, wobei mir das Tradingtagebuch sehr geholfen hat.
- Welche Tipps kannst du aus deinen Erfahrungen für Einsteiger und erfahrene Anleger weitergeben?
Welche Erkenntnis willst du mit allen teilen?
Erfolgreiches Trading steht und fällt mit der richtigen Einstellung. Ohne diese werden Sie nur zufällig über einen gewissen Zeitraum erfolgreich sein und langfristig wahrscheinlich zu den Verlierern gehören. Zu lernen, Verluste als normale Kosten des Geschäfts zu akzeptieren, nicht gegen den Markt ankämpfen zu wollen und letztlich verzichten zu können, ist die Basis für einen erfolgreichen Trader und gleichzeitig auch die größte Herausforderung. Diese Punkte liegen uns einfach nicht im Blut und sind deshalb so schwer umzusetzen. Mit dieser Grundeinstellung ist es im zweiten Schritt wichtig, sich aus den vielen Möglichkeiten, die die Börse bietet, die Kombinationen herauszusuchen, welche die eigenen Stärken und auch Schwächen am besten einsetzen. Auch dieser Schritt ist weniger ein zeitlich konkretes Ereignis, sondern ein Prozess. Bauen Sie in diesem qualitativ hochwertige Lernschleifen aus Machen, Feedback, Optimierung und erneutem Machen auf und treiben Sie so Ihr Trading voran. All dies wird Ihnen leichter fallen, wenn Sie die Risiken so klein wie möglich halten. Wieder etwas, das kaum ein Tradinganfänger beherzigt. Im Gegenteil. Das Motto »Wer viel riskiert, kann viel gewinnen« herrscht gerade bei Tradinganfängern vor, jedoch wird dabei vergessen, dass man unter diesen Bedingungen auch viel, meist sogar alles, verlieren kann. Vielleicht kennen Sie das auch aus dem eigenen Handeln. Während man im Demokonto perfekt unterwegs ist, geht es beim Einsatz echten Geldes in die verkehrte Richtung. Ihr Tradingkapital ist aber Ihr größter Schatz und den gilt es zu schützen. Nur kleine Positionsgrößen in Relation zum eigenen Tradingkonto zu handeln und immer einen Stopp zu setzen, hilft Ihnen dabei, Ihrer Tradingstrategie diszipliniert folgen zu können. Trading ist ein Beruf, den man erlernen muss. Nehmen Sie sich dafür die Zeit. Rückblickend auf meinen eigenen Lernprozess würde ich heute eines anders machen: Ich würde mir Unterstützung dabei holen.
- Was war dein »Schwarzer Freitag« (schlimmstes Erlebnis als Trader) und was könnten andere Trader aus diesem Misserfolg lernen?
Es ist schon einige Jahre her, aber ich kann mich gut an diesen Tag erinnern. Innerhalb meines damaligen Lernprozesses wusste ich aus meinen Tradingtagebuchaufzeichnungen heraus, dass ich der Gefahr des Overtradings ausgesetzt bin. Dies bedeutete für mich, dass ich nach einer Serie von Verlusttrades zunehmend den Drang verspürte, jetzt und hier gleich wieder alles aufholen zu wollen. Im von mir bevorzugten Intradaytrading ticken die Kurse jede Sekunde und jeder dieser Ticks wurde dann von mir als genau die Chance gesehen, jetzt den Big Hit zu landen. Dieses Wissen veranlasste mich dazu, per se mein Tradingkonto nur mit dem Minimum an nötigem Kapital auszustatten, sodass selbst ein Worst-Case-Tag mich nicht komplett aus dem Spiel nehmen würde. Wie gut diese Vorkehrung war, zeigte dieser eine Tag. Nach sechs normalen Verlusttrades in Folge setzte, natürlich von mir unbemerkt, das Overtrading ein. Ich handelte Trades, die nicht meinem Plan entsprachen, und bekam dafür die Quittung: weitere Verluste. Mein Verstand sagte mir, das Trading sofort zu beenden, aber der hatte zu dieser Zeit nicht mehr das Sagen. Unterbewusste Reaktionsketten waren am Laufen und die ließen mich einen Trade nach dem anderen abschließen, immer wieder mit dem gleichen Ergebnis. Ich rutschte per Saldo tiefer in die roten Zahlen und letztlich stoppte mich nur der Handelsschluss. Am Ende dieses Tages hatte ich meinen Kontostand beim Broker halbiert und ich glaube, hätte sich auf diesem mein gesamtes Tradingkapital befunden, das Ergebnis wäre das Gleiche oder sogar noch schlechter.
Ähnliche Erfahrungen schilderten mir Teilnehmer des von mir bei GodmodeTrader.de betreuten Ausbildungsservices und ich denke, dieses Beispiel zeigt, dass Börse kein Kinderspiel ist. Innerhalb kürzester Zeit können Sie Ihr gesamtes Vermögen verlieren. Geld, welches Sie sich über Jahre hin erspart haben – auf einmal weg. Lassen Sie es einfach nicht so weit kommen und ergreifen Sie jede Chance, Ihr Kapital zu schützen. Wie obiges Beispiel zeigt, geht dies auch über die Wahl kleiner Positionsgrößen weit hinaus.
- Welches war dein größter Erfolg? Was hast du erfolgreich umgesetzt?
Mein größter Erfolg hatte nichts mit einem einzelnen Trade zu tun, sondern schließt nahtlos an meinen Schwarzen Freitag an. Das Problem des Overtradings mit viel Übung und Zeit immer besser in den Griff zu bekommen.
- Was hat sich seit deinen Anfangstagen als Börsianer/Trader an den Weltmärkten geändert? Was war früher wichtig und ist es ggf. heute nicht mehr? Was ist heute wichtig?
Diese Frage beschäftigt mich derzeit in einem nicht unwesentlichen Maße. Die Zeiten haben sich definitiv geändert, vor allem aufgrund der rasanten technologischen Entwicklung. Die Eintrittsbarrieren ins Trading sind quasi nicht mehr vorhanden und selbst mit 500 Euro kann man heute schon aktiv werden, was natürlich auch viele private Trader an die Börse lockt. Ob nun durch diese oder andere Faktoren, mag ich nicht beurteilen, aber letztlich hat sich auch das Kursverhalten zum Teil dramatisch verändert. Vielleicht kennen Sie den Ausspruch, eine Aktie zu kaufen und liegen zu lassen, um sie dann nach Jahren wieder zu verkaufen. Wer dies seit 2000 betrieben hat, wird an seinen Investments relativ wenig Freude gehabt haben. Hochvolatil, aber doch relativ trendlos, haben sich die Märkte mit zum Teil extremen Schwankungen in den letzten Jahren präsentiert. Wer hätte vor der Jahrtausendwende auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass ein so großer Index wie der DAX in der Spitze und in kürzester Zeit 70 Prozent an Wert verlieren kann?
Diese abnehmende Trendlosigkeit beziehungsweise Trägheit in den Märkten hat das erfolgreiche Trading in den letzten Jahren erschwert. Die Vorteile einzelner Taktiken sind arg zusammengeschmolzen. Ich möchte nicht so weit gehen und den Kursverläufen einen rein zufälligen Verlauf unterstellen, aber dies vollkommen abzulehnen, fällt mir ebenfalls schwer. Umso wichtiger dürften für den erfolgreichen Trader psychologische Aspekte und Fragen des Risiko- und Money-Managements werden, um sich noch einen Vorteil gegenüber den anderen Marktteilnehmern zu erarbeiten. Heute scheint es umso wichtiger denn je, sich eine gewisse Flexibilität zu bewahren und zu lernen, sowohl Verluste und den Markt zu akzeptieren als auch verzichten zu können. Mit kleiner werdenden Vorteilen dürfen sich Trader auch keine größeren Fehler mehr leisten, soll in der Summe ein Profit erwirtschaftet werden. Mit Blick auf klassische Tradingansätze hat diese Entwicklung eine zum Teil dramatische Folge. Was früher Millionäre hervorbrachte, führt heute zu Verlusten. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Tradingansätze der Turtle Trader, die heutzutage mehreren Studien nicht mehr standgehalten haben. Damals jedoch war es die richtige Taktik zur richtigen Zeit.
2. DIE GEGENWART
- Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Was macht dir besonders Spaß?
Wie ich oben schon sagte, bietet das Trading viele Möglichkeiten, sich zu verwirklichen, und dies lässt sich sehr gut mit den Tätigkeiten bei GodmodeTrader.de verbinden. Neben dem täglichen Analysebereich, sowohl für unsere Website als auch für die Live-Mittagssendung, betreue ich das Ausbildungspaket und bin für verschiedene Publikationen wie den wöchentlichen CFD Report oder den täglichen Citigroup Letter »Markt vor Neun« verantwortlich. Zu diesem täglichen Aufgabenbereich gesellt sich jedoch auch eine Menge »spontaner« Abwechslung, beispielsweise durch regelmäßig stattfindende Webinarreihen und Seminare. Das ist es auch, was ich so schätze. Ich muss gestehen, weder ausschließlich traden noch ausschließlich analysieren zu wollen.
- Wie bereitest du dich auf einen Handelstag vor? Machst du das überhaupt beziehungsweise ist Vorbereitung sinnvoll?
Vorbereitung ist immer sinnvoll, wenn natürlich diese auch nicht mehr ganz so ausgiebig wie zu Beginn erfolgt. Aber auch heute werfe ich einen Blick auf das Gesamtbild des von mir gehandelten Marktes, schaue mir den Terminkalender an und gehe meine Trading-Setups noch einmal durch. Letztlich ist aber ein großer Teil des Tradings auch Routine und das ist gut so. Action sollte sich jeder Trader außerhalb der Börse holen, dass schont den Geldbeutel.
- »Is there a life after trading?« Was machst du zum Ausgleich? Was macht Rene Berteit privat?
Ein Ausgleich zum Trading ist wichtig, aber was macht man, wenn das Trading Hobby und Beruf gleichzeitig ist? Viel Zeit verbringe ich entsprechend gerne in diesem Bereich, nicht selten auch nachts, denn schließlich habe ich auch noch eine liebe Familie und das Glück, dass mich diese unterstützt. Ansonsten habe ich wohl ein kleines Faible für Rennen, zumindest würde dies mein Motorrad und meine vielen funkgesteuerten Autos erklären. Wie heißt es immer so schön: Wenn große Kinder spielen …
- Wie würdest du deinen Handelsstil beschreiben?
Ich trade derzeit intraday nach markttechnischen Gesichtspunkten im Rahmen des Swingtradings. Indikatoren oder Änliches finden in mein Trading keinen Einzug und ich versuche, es so einfach wie möglich zu halten. Aber auch als Trader oder vielleicht sogar gerade als Trader muss man Schritt halten und so gibt es hier und da immer wieder kleinere Änderungen. Aktuell bin ich beispielsweise versucht, einen Teil meines Tradings zu automatisieren. Dies soll mir die Arbeit erleichtern und ein wenig mehr zeitlichen Spielraum eröffnen. Die gesamte Handelsstrategie hier darzulegen würde sicherlich den Rahmen sprengen, aber wer mag, kann mir gerne im Ausbildungspaket bei GodmodeTrader.de über die Schulter sehen. Wer gerne ein Buch liest, erhält mit dem bereits angesprochenen Das große Buch der Markttechnik von M. Voigt einen ersten Einblick in meine grundlegende Denkweise.
- Wie analysierst du den Markt, bevor du über einen Trade nachdenkst? Wie wählst du geeignete Tradingkandidaten aus?
Bei der Frage nach den Tradingkandidaten habe ich keine Probleme, denn ich habe mich auf wenige, dafür aber beständig gehandelte Werte wie den DAX oder den EUR/US-Dollar fokussiert. Dabei gehe ich relativ regelbasiert vor, sodass ich im Chart lediglich nach meinen Mustern suchen muss. Zeigt sich ein solches, wird der Trade platziert und entsprechend gemanagt. Zeigt sich keins, heißt es warten.
- Welche Märkte/Produkte oder Vehikel handelst du? Und warum?
Ich halte mich nicht unbedingt für multitaskingfähig und so konzentriere ich mich auf wenige Märkte, wie eben DAX und Euro/Dollar, gehandelt beispielsweise über CFDs, Futures oder den Spotmarkt. Das reicht für mich auch, denn im Gegensatz zu anderen Tradern würde ich mich nicht als Fulltimetrader bezeichnen. Ich habe viele spannende Arbeitsbereiche auch abseits des konkreten Handelns, die ich nicht missen möchte. Diese Kombination kommt, wie ein Ausflug von gut einem Jahr ins Fulltimetrading zeigte, auch meinem Gemütszustand und damit indirekt auch meinem Tradingkonto zugute.
- Welche Fehler sollten Einsteiger unbedingt vermeiden? Gibt es Fehler beziehungsweise Erfahrungen, die man aus deiner Sicht unbedingt machen sollte, um aus ihnen zu lernen?
Ich bin der Meinung, dass keiner irgendeinen Fehler machen sollte, wenn er durch entsprechende Recherche vermieden werden kann, und das kann letztlich jeder Fehler. Das Problem von »Fehler machen« ist dessen Konditionierung im Unterbewussten. Je häufiger man diesen Fehler begeht, desto fester wird er in uns implementiert und desto schwieriger ist es, diesen wieder loszuwerden. Vor dem Hintergrund dieses Mechanismus wäre es unsinnig, jemanden absichtlich Fehler machen zu lassen. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Einsicht zu bestimmten Themen erst dann kommt, wenn man selbst die Fehler gemacht hat. So las ich relativ früh zu Beginn meiner Tradingkarriere schon etwas davon, Verluste seien normal und müssten akzeptiert werden, nur wollte ich es damals nicht hören. Ich musste erst genügend eigene Erfahrungen machen, damit sich diese Einsicht durchsetzte. Aber was, wenn dies nicht gelingt, bevor das Tradingkapital weg ist?
Insofern, nein, es gibt keinen Fehler, den ein Anfänger machen sollte, oder haben Sie beim Fußballtraining jemals gesehen, dass dort das Handspiel trainiert wird?
3. DIE ZUKUNFT
- Wie könnten sich die Aktien-, Devisen – oder Rohstoffmärkte in den nächsten fünf bis zehn Jahren verändern? Wohin geht die Reise bei den Kursen?
Da fragen Sie am besten jemand anderen. Ich weiß, diese Frage ist das Lieblingsspielzeug der meisten privaten Trader, aber ich kenne keinen Trader, der eine Glaskugel besitzt. Wenn sich Trader von dieser Frage lösen würden und vielmehr fragen, mit welcher Kombination von Einstieg, Stopp, Ausstieg und Positionsgröße sie in der Summe vieler Trades einen Gewinn übrig behalten, der den eigenen (realitätsnahen) Zielen entspricht, würden wesentlich mehr Trader erfolgreich sein. Ich habe fünf Jahre und unzählige Stunden damit verbracht, der Frage, wohin der Kurs als Nächstes geht, nachzugehen. Ich habe nichts gefunden, was dem auch nur im Entferntesten gerecht wurde, und so handele ich heute meine Setups.
- In welchen Bereichen möchtest du deine Arbeit / dein Trading weiterentwickeln, verbessern? Gibt es Bereiche, in denen du dein Wissen vertiefen willst?
Ich denke, Stillstand bedeutet auch im Trading Rückschritt. Das haben viele Floortrader mit dem Einzug des Computers in den täglichen Handel am eigenen Leib erfahren müssen. Einst die Könige der Börse, heute nicht selten Verlierer, und um dies zu vermeiden, entwickele ich mich und mein Trading auch heute weiter. Eine gewisse Automatisierung steht derzeit genauso auf meinem Plan wie eine gewisse »Neu«-Orientierung im Rahmen der Markttechnik. Wenn sich die Märkte verändern und Trends beispielsweise nicht mehr in dem großen Umfang wie vielleicht noch vor Jahren ihre klassischen Muster aus Bewegung und Korrektur ausbilden, dann muss ich mein Vorgehen daran anpassen.
- Was möchtest du dem Leser im folgenden Kapitel vermitteln? Warum ist das dein Kapitel/ dein Thema/dein Steckenpferd?
Weil es mit das wichtigste Thema beim Traden ist.
4. VIDEO
Trader Mindset - mit René Berteit