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Richard Pfadenhauer & Dominik Auricht – Trading mit Hebelprodukten

Trading mit Hebelprodukte

Hebelprodukte sind hochriskante Wertpapiere zum Handeln. Die Autoren dieses Buches, Richard Pfadenhauer und Dominik Auricht zeigen uns Schlüsselstrategien auf, die uns den Handel mit Hebelprodukten erleichtern. Wir haben die Sondergenehmigung erhalten, einen umfangreichen Auszug aus diesem Buch zu veröffentlichen. Wir tauchen sofort in die ersten beiden Kapitel dieses Buches ein.

Die Herausgeber dieses Buches schreiben: Es ist wichtig zu verstehen, was hinter einem Kurs-Gewinn-Verhältnis steckt oder was in der Charttechnik mit einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation gemeint ist. Viele Bücher erklären ihnen allerdings nicht, was Sie mit ihren Depotpositionen machen sollen oder können. Sie erklären ihnen auch nicht, welcher Trade sich lohnt und welcher nicht. Sie erklären ihnen oftmals noch nicht einmal, wie das ganze Finanzsystem funktioniert und welche Anlagestrategie für Sie überhaupt geeignet ist.


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Trading mit Hebelprodukten

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Wir werden nun das erste und zweite Kapitel dieses spannenden Buches entdecken.

KAPITEL 1: AKTIV UND VERANTWORTUNGSVOLL HANDELN! WARUM EINE AKTIVE GELDANLAGE EINER PASSIVEN VORZUZIEHEN IST

»Der Traum vom schnellen Geld« – Es gab ihn wohl schon immer. Sie kennen bestimmt die Geschichten rund um die Tulpenmanie im 17. Jahrhundert und den Goldrausch im 19. Jahrhundert. So mancher verkaufte damals Haus und Hof, um auf Tulpen zu wetten oder Sieb, Spitzhacke und einen Claim zu erwerben. Dieser Traum schlummert auch heute noch in uns. Schließlich füllen Woche für Woche Millionen Menschen ihre Lottoscheine aus – in der Hoffnung auf sechs Richtige mit Zusatzzahl und damit auf ein besseres Leben. Andere (ver)suchen ihr Glück an der Börse.

Eines aber sei an dieser Stelle schon einmal vorweg angemerkt: Wer tippen oder wetten will, sollte weiter Lotto spielen oder ins Spielkasino gehen. Und wer ein gutes Leben führen will, sollte einmal im Monat mit seiner Frau ein schönes Abendessen genießen oder sich ein- oder zweimal im Jahr in einem Wellness-Hotel verwöhnen lassen. Der Spaßfaktor ist weitaus größer. Mittelfristig ist ein solches Vorgehen wahrscheinlich sogar deutlich günstiger, als an der Börse zu »spekulieren«.

Egal, mit wem Sie sprechen, jeder professionelle Anleger wird ihnen sagen: An der Börse Gewinne zu erzielen, ist nur mit harter Arbeit, großer Leidenschaft und stetiger Lernfähigkeit möglich. Das soll Sie jedoch nicht abschrecken, sondern vielmehr sensibilisieren. Wir haben im Prinzip unser Hobby zum Beruf gemacht und »leben« Börse seit mehr als 15 Jahren.

Sie werden wahrscheinlich schon eine Reihe von Büchern rund um die Börse gelesen haben. Lesen ist wichtig und richtig. Es ist wichtig zu verstehen, was hinter einem Kurs-Gewinn-Verhältnis steckt oder was in der Charttechnik mit einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation gemeint ist. Viele Bücher erklären ihnen allerdings nicht, was Sie mit ihren Depotpositionen machen sollen oder können. Sie erklären ihnen auch nicht, welcher Trade sich lohnt und welcher nicht. Sie erklären ihnen oftmals noch nicht einmal, wie das ganze Finanzsystem funktioniert und welche Anlagestrategie für Sie überhaupt geeignet ist.

Laut Bundesbankbericht verfügen die Deutschen über ein Vermögen von insgesamt rund 6 Billionen €. Wie viel haben Sie auf dem Konto? Viele von Ihnen werden morgens um acht ins Büro fahren und abends um sechs wieder kommen. Wie wollen Sie unter diesen Umständen zum Day-Trader werden? Dieses Buch ist anders als andere. Sie brauchen kein Mathematikstudium, um es zu verstehen. Vielmehr wollen wir Sie auf Ihrem Weg zum erfolgreichen Trader begleiten und die ersten Schritte auf dem glatten Börsenparkett gemeinsam mit Ihnen gehen.

Wichtig ist allerdings vorab, Wunsch und Wirklichkeit zusammenzubringen. Was führt Sie eigentlich an die Börse? Aus vielen Gesprächen, die wir über Jahre hinweg mit Anlegern führten, haben wir erfahren: Die meisten verbinden mit dem Trading zunächst einmal den Wunsch nach einem Zusatzeinkommen. Nun wissen wir nicht, in welcher Lebensphase Sie sich aktuell befinden, aber ein Zusatzeinkommen ist Ihnen sicher in jeder Lebensphase willkommen.

Andere Einsteiger in den Börsenhandel sehen im aktiven Trading eine Möglichkeit, eine höhere Rendite auf ihr Erspartes zu erwirtschaften, als eine passive Geldanlage ermöglichen würde. Wer sich in diesem Zusammenhang vor Augen führt, dass die Europäische Zentralbank den Leitzins seit Juli 2008 von 4,25 % auf 0,05 % im September 2014 herabsenkte, während im gleichen Zeitraum die Weltbörsen einen steilen Anstieg verzeichneten, für den ist dieser Wunsch keine Überraschung. Dieser Gruppe von Anlegern kann schon ein kleiner Erfolg im Trading genügen, um ihre Ziele als verwirklicht anzusehen.

Dann gibt es wiederum vor allem jüngere Menschen, die sich Gedanken um ihre Altersvorsorge machen. Natürlich stehen diese voll im Berufsleben, wenn wir mit ihnen ins Gespräch kommen. Aber das Thema Rente und Altersvorsorge steht dennoch hoch oben auf ihrer Agenda. Gut so! Denn natürlich wollen wir – und wir denken, da stimmen Sie mit uns überein – auch im Ruhestand unser Leben nach unseren Vorstellungen führen. Dazu bedarf es eines gewissen finanziellen Polsters. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den eigenen finanziellen Mitteln sorgt dafür, dass dieses Polster zunächst einmal entsteht und dann kontinuierlich anwächst.

Eine weitere nicht zu vernachlässigende Gruppe von Tradern verfolgt gezielt den Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit. Aus dem einen kann das andere werden. Warum nicht? Letzten Endes hängt die Erreichung dieses Zieles in erster Linie von dem betreffenden Trader selbst ab. Finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen ist möglich, aber nicht selbstverständlich. Viele Faktoren tragen dazu bei, einige von ihnen werden wir in diesem Buch näher betrachten.



Wahrscheinlich werden Sie sich einer oder vielleicht auch mehreren Gruppen zuordnen können. Um die gesteckten Ziele jedoch zu erreichen, ist eines unabdingbar. Der sorgsame, bewusste und verantwortungsvolle Umgang mit Ihrem Geld!

Um es gleich vorwegzunehmen. Der aktive Handel – das Trading erlaubt Ihnen genau das. Es mag auf den ersten Blick paradox klingen – Trading und sorgsamer Umgang mit Geld – doch genau deshalb ist es wichtig, sich intensiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen und die Materie zu beherrschen. Denn das ist die Voraussetzung, sich sorgsam und vor allem erfolgreich um das eigene Geld zu kümmern.

Kommen wir noch einmal zurück zum ausgewiesen Gesamtvermögen in Deutschland. Ein großer Teil dieser 6 Billionen € Vermögen sind in Immobilien, Versicherungen und festverzinslichen Wertpapieren investiert. Im Grunde ist eine solche passive Anlage auch richtig. Sie ist relativ sicher und gehört zum Kern eines langfristigen Vermögensaufbaus. Angst um das bestehende Vermögen zu haben, bringt Unmut in die Familie und kann im schlimmsten Fall deren Existenz bedrohen. Die Krux: In extremen Niedrigzinsphasen, wie beispielsweise derjenigen, die seit 2012 in der Eurozone besteht, bringen sichere Anlagen kaum Rendite. Staatspapiere, wie deutsche 10-jährige Bundesanleihen warfen Anfang 2015 weniger als 0,6 % pro Jahr ab. Nach Steuern und Inflation ist das ein Verlustgeschäft.

Um die Chance auf deutlich mehr Rendite zu bekommen, ist eine aktivere Kapitalanlage nötig. NICHT mit dem gesamten Vermögen, sondern nur mit einem Teil. Wir werden uns später noch eingehender mit dieser Frage beschäftigen.

Wo aber Chancen ergriffen werden können, müssen immer auch entsprechende Risiken in Kauf genommen werden. Immer. Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie investieren in eine Staatsanleihe und erhalten dafür einen sicheren Zinssatz in Höhe von 0,25 % pro Jahr auf Ihr Investment. Das ist der bereits angesprochene Geldmarktsatz. Bei längerfristigen Investments können Sie sich an den Renditen sicherer Staatsanleihen orientieren. Verluste sind unter normalen Umständen ausgeschlossen. Kein Risiko! Aber: Sie sehen sicher schon, dass bei einem Risiko von Null auch nur verhältnismäßig wenig Ertrag dabei herauskommt. Und unter Betrachtung der Inflation verlieren Sie real dann tatsächlich doch, da Ihr Geld weniger wert wird. Wenn Sie also mehr erreichen wollen, als diese sichere Rendite, dann geht das nicht ohne Risiko.

Aber aufgepasst! Wer Ihnen eine höhere und zugleich sichere Rendite garantiert, der lügt! Wer 4 oder mehr Prozent garantiert, unterschlägt die damit verbundenen Risiken! Bei einer Aktie kann es beispielsweise zum Kursrückgang kommen. Bei Anleihen eines Unternehmens kann es zum Zahlungsausfall kommen.

Chancen ohne Risiko gibt es also nicht. Bitte behalten Sie dies immer in Erinnerung. Die gute Nachricht an dieser Stelle ist jedoch, dass Sie dieses Risiko mit einer aktiven Anlagestrategie bewusst steuern können. Vermeiden können Sie es aber nicht.

Im Gegensatz zu einer passiven Strategie haben Sie bei einer aktiven Anlage zudem die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wann Sie investieren und wann Sie aussteigen. Steckt da nicht mehr Sicherheit drin, zu wissen, dass Sie nicht dauerhaft im Markt sind, sondern nur dann, wenn es die zu erwartenden Chancen und das Risiko überhaupt erst rechtfertigen? Gut also, dass Sie sich mit dem Trading – der aktiven Anlage – beschäftigen.

Natürlich ist eine aktive Anlage deutlich zeitaufwändiger als eine passive Anlage. Auch auf diesen Punkt wollen wir Sie hier bereits aufmerksam machen. Kaufen und liegen lassen kostet eben nur wenig Zeit. 

Genau in diesem Punkt liegt für viele Einsteiger in das Trading zunächst die größte Herausforderung. In der Vereinbarkeit von Beruf, Privatleben und Trading. Das haben allerdings schon viele Anleger vor Ihnen gemeistert. Und mit der entsprechenden Übung, Erfahrung und Disziplin gelingt Ihnen das auch. Dieses Buch soll ihnen dabei helfen. 



KAPITEL 2: WAS SIND FINANZMÄRKTE UND WER SIND DORT DIE AKTEURE?

Bevor wir uns eingehender mit dem Trading beschäftigen, lassen Sie uns zunächst darüber sprechen, wo Sie sich im Rahmen Ihrer Börsengeschäfte überhaupt bewegen und wem Sie dort begegnen.

Gehen wir Schritt für Schritt vor. Grob gesagt bewegen Sie sich mit Ihren Börsengeschäften auf den weltweiten Finanzmärkten. Der Begriff der Finanzmärkte ist dabei nichts anderes als ein Sammelbegriff für alle Märkte, an denen Finanztransaktionen jeglicher Art getätigt werden.

Über die Finanzmärkte laufen sämtliche weltweiten Transaktionen im Devisenmarkt, dem Kredit- und Kapitalmarkt sowie dem Geldmarkt. Kurzum: Alles, was mit Geld und Kapital zu tun hat, wird über die Finanzmärkte abgewickelt. Dort treffen sich alle Akteure, die entweder einen Kapitalbedarf haben oder einen Kapitalüberschuss aufweisen. Es geht hier also um das Angebot und die Nachfrage nach Kapital.

1 Das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage

Lassen Sie uns diesen Begriff konkretisieren und stellvertretend für alle anderen Finanzmärkte einen genaueren Blick auf die Aktienbörsen werfen. Hier treffen ebenso wie bei allen anderen Märkten Käufer und Verkäufer aufeinander. Sie treten dabei als Anbieter von Kapital und Nachfrager nach Kapital in Erscheinung. Unternehmen decken hier ihren Kapitalbedarf, indem Sie die Anleger ansprechen, die ihrerseits ihrem Wunsch nach Anlagemöglichkeiten folgend ihr Kapital den Unternehmen zur Verfügung stellen. Das alles geschieht an den Aktienbörsen dieser Welt.

Dabei verlangen die Anleger von den Unternehmen natürlich einen Gewinn für ihre Anlage. Dieser wird regelmäßig über die Dividende an die Anleger ausgeschüttet. Natürlich verfahren nicht alle Unternehmen so. Eine Vielzahl an Unternehmen schüttet keine Dividende aus und trotzdem investieren Anleger gerne ihr Kapital in diese Unternehmen. Warum? Weil sie sich einen Wertzuwachs dieser Unternehmen versprechen. Der Wertzuwachs eines Unternehmens zeigt sich am Anstieg seines Aktienkurses. Statt einer Dividende stehen hier also Kursgewinne im Fokus. Natürlich können Sie auch versuchen, beides zu kombinieren. Dann leben Sie sozusagen in der besten aller Anlagewelten und erhalten zusätzlich zu den Kursgewinnen auch noch regelmäßig Ihre Dividende.

Ist ein Unternehmen nun besonders aussichtsreich, gerät es stärker in den Fokus der Anleger. Jeder will sich ein Stück dieses Unternehmens sichern. Die Nachfrage steigt und trifft dabei auf ein begrenztes Angebot. Denn die Anzahl der ausgegebenen Aktien eines Unternehmens ist natürlich begrenzt. Was passiert, wenn ein Nachfrageüberhang besteht? Der Preis der Aktien wird steigen. Unabhängig davon, ob das Unternehmen diesen Preis nun wert ist oder nicht: Solange die Anleger bereit sind, einen immer höheren Preis zu zahlen, wird die Aktie dieses Unternehmens im Kurs steigen. Sie sehen schon, worauf das hinausläuft: Irgendwann wird der tatsächliche Wert des Unternehmens dem Kurs der Aktie nicht mehr gerecht. Wenn in diesem Moment eine schlechte Nachricht publiziert wird, die genau dies deutlich macht, dann werden die Anleger versuchen, ihr Kapital zu erhalten und sich von dieser Aktie trennen. Was dann folgt, ist ein Überhang an Angebot im Verhältnis zu einer nun geringeren Nachfrage. Der Kurs wird solange fallen, bis die ersten Anleger wieder bereit sind, den dann gültigen Preis für die Aktie zu zahlen und diese Anlage als lohnend zu erachten.

Sie können diese Systematik von Angebot und Nachfrage auf alle Märkte übertragen. Ob es nun die Finanz- oder die Gütermärkte sind: Das, was alle haben wollen, ist teuer, und das, was keiner haben will, ist billig.

Jetzt, da Sie wissen, wie die Preise an den Finanzmärkten über den Ausgleich von Angebot und Nachfrage gebildet werden, können wir einen Schritt weitergehen. Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt, warum der Preis einer Aktie fällt, obwohl aus Ihrer Sicht doch alles für dieses Unternehmen und diese Aktie spricht.

Der Grund liegt in der Vielzahl der Marktteilnehmer. Sie können sich leicht vorstellen, dass nicht alle Anleger zum gleichen Zeitpunkt eine Aktie kaufen oder verkaufen wollen. Ein Beispiel: Vielleicht haben Sie den Wunsch, einen dividendenstarken Titel zu erwerben, den Sie über einen Zeitraum von mehreren Jahren halten wollen? Dann werden Sie Ihre Suche nach dem passenden Wertpapier nach genau diesen Kriterien durchführen. Ein anderer Anleger aber hat vielleicht einen ganz anderen Anspruch. Ihm geht es um die Mitnahme einer schnellen Kursbewegung. Dementsprechend wird er nach diesen Kriterien eine geeignete Aktie auswählen. Nehmen wir einmal an, der andere Interessent ist schneller in seiner Entscheidungsfindung und steigt in die beginnende Aufwärtsbewegung einer Aktie ein. Während Sie noch überlegen, ob Sie den geeigneten Kandidaten für Ihre Kapitalanlage gefunden haben, sammelt Ihr Gegenüber bereits Gewinne an. Während die Gewinne dieses eher kurzfristig orientierten Anlegers weiter ansteigen, bemerken Sie, dass sich die betreffende Aktie im Preis nach oben bewegt. Sie werden aufmerksam und beschließen, diese Aktie ebenfalls zu kaufen, sobald ein bestimmter Kursbereich erreicht ist. Während die Aktie nun weiter steigt und Sie sich langsam mit der Orderaufgabe beschäftigen, wachsen die Gewinne Ihres Anlegerkollegen weiter an und der Aktienkurs nähert sich seinem gewünschten Gewinnziel. Ihr Gegenüber wird sich also ebenfalls daran machen, seine Orderaufgabe durchzuführen. Während Sie nun also beide mit der Ordereingabe beschäftigt sind – Sie mit der Kauforder, Ihr Gegenüber mit der Verkaufsorder – steigt der Kurs der Aktie weiter an. Ihre beiden Orders sind nun an der Aktienbörse angekommen, und in diesem Moment erreicht die Aktie den von Ihnen gewünschten Kursbereich. Wie der Zufall es will, entspricht der von Ihnen gewünschte Kaufkurs exakt dem gewünschten Verkaufskurs Ihres Anlegerkollegen. Ihre beiden Orders werden ausgeführt und die Aktien wechseln ihren Besitzer. Sie sind Aktionär und Ihr Kollege hat seine Gewinne vereinnahmt.



Vielleicht fragen Sie sich an dieser Stelle, wer von Ihnen beiden denn nun richtig gehandelt hat. Tatsächlich waren es beide. Jeder aus seiner Sicht. Da Ihr Anlegerkollege sein Gewinnziel erreicht hat, war es für ihn richtig, die Aktien zu verkaufen. Da Sie Ihren Einstiegskurs erreicht haben, war es für Sie richtig, die Aktien zu kaufen. Sie sehen, die Wahrheit liegt immer im Auge des Betrachters. Sie und Ihr Gegenüber sind nun aber nicht die Einzigen, die in diesem einen Moment die betreffende Aktie kaufen bzw. verkaufen. Denn es gibt eine Vielzahl an Marktteilnehmern, die zu jedem beliebigen Zeitpunkt den für sich richtigen Zeitpunkt sehen, zu kaufen oder zu verkaufen. Deshalb schwanken die Preise mal mehr, mal weniger. Die Kursentwicklung hängt immer davon ab, ob jeweils mehr Käufer – Nachfrage – oder mehr Verkäufer – Angebot – im Markt agieren.

2 Ein Chartbild entsteht

Mit diesen Kauf- und Verkaufsbewegungen zeichnet eine Aktie über die Zeit einen Kursverlauf. Diesen können Sie in Charts verfolgen. Ein Chart ist das Bild von der Kursentwicklung eines Wertpapiers. Er wird von dessen Entstehung bis zu dessen Niedergang gezeichnet und lässt sich bis in die kleinste Zeiteinheit herunterbrechen. So können Sie jederzeit sehen, wie sich die Käufer und Verkäufer eines Wertpapiers oder einer Aktie in dem betrachteten Zeitraum positioniert haben und wer letztlich das Gezerre um den Preis für sich entschieden hat.

Am Beispiel des DAX® in der Tageschart-Darstellung (Abb. 1) können Sie die Preisbewegungen im Zeitverlauf anschaulich verfolgen. Je nachdem, ob Käufer oder Verkäufer die besseren Karten hatten, steigt oder fällt die Linie. Bitte beachten Sie, dass die Linie jeweils den Schlusskurs eines jeden abgelaufenen Handelstages darstellt.

Tageschart DAX

Abb. 1: DAX® in Punkten Tageschart: 1 Kerze = 1 Tag (log. Linienchartdarstellung), Betrachtungszeitraum: 03.10.2009 – 02.10.2014. Historische Betrachtungen stellen keinen verlässlichen Indikator für zukünftige Entwicklungen dar. Quelle: www.Go.Guidants.com

Bei der Betrachtung eines solchen Chartverlaufes wird Ihnen vielleicht auch aufgefallen sein, dass es immer wieder Bereiche gibt, an denen vermehrt Verkaufsbereitschaft aufgetreten ist. An diesen Punkten sind offensichtlich die Verkäufer in der Überhand und die angebotene Aktie ist für die Anleger nicht mehr attraktiv. Das Angebot trifft auf keine Nachfrage. Also wird der Preis solange fallen, bis sich Interessenten bereit erklären, erste Käufe zu tätigen. Der Preis beginnt dann wieder zu steigen. Dabei können Sie beobachten, dass dieser Wechsel von Angebotsüberhang und Nachfrageüberhang in Trends verläuft. Dazu gleich mehr.

3 Die Trendbestimmung

Der Erste, der diese Beobachtungen offiziell machte, war Charles Henry Dow. Er prägte bereits im späten 19. Jahrhundert die Definition eines Trends. Und diese Definition hat bis heute ihre Gültigkeit.

Schauen wir uns diese Definition genauer an. Nach Dow besteht ein Aufwärtstrend, wenn ein Kurs in einer Aufwärtsbewegung ist – die Käufer dominieren – und diese Aufwärtsbewegung immer wieder durch Korrekturen unterbrochen wird – die Käufer nehmen ihre Gewinne mit. Ein Aufwärtstrend ist so lange gültig, wie jede Korrektur an einem höheren Punkt beendet wird als die vorangegangene. Gleichzeitig muss ein darauf folgender weiterer Anstieg des Kurses einen neuen Hochkurs erreichen, von dem die Korrektur dann wieder einen Teil zurücknimmt, nur um an einem höheren als dem vorangegangenen Tiefpunkt zu stoppen und auf ein neues Hoch zuzusteuern.

Kurzum, die Abfolge von immer höheren Hochpunkten, gefolgt von immer höheren Tiefpunkten nach Korrekturen, kennzeichnet einen Aufwärtstrend. Für einen Abwärtstrend gilt dann entsprechend, dass auf ein tieferes Tief ein tieferes Hoch folgt, das wiederum zu einem tieferen Tief führt. Wir können diese Abfolge auch einmal in einem Chartbild betrachten:

Trendbestimmung

Abb. 2: MDAX® in Punkten Wochenchart: 1 Kerze = 1 Woche (log. Kerzenchartdarstellung), Betrachtungszeitraum: 28.09.2009 – 29.09.2014. Historische Betrachtungen stellen keinen verlässlichen Indikator für zukünftige Entwicklungen dar. Quelle: www.Go.Guidants.com

Sie können hier am Beispiel des MDAX® sehr schön sehen, dass im Betrachtungszeitraum von Oktober 2011 bis April 2014 die Abfolge steigender Hoch- und steigender Tiefpunkte nahezu durchgehend eingehalten wurde. Lediglich im Juni 2012 an Punkt 7 sackte ein Tiefkurs einmal unter das vorhergehende Tief. Im Anschluss wurde die Aufwärtsbewegung wieder aufgenommen und begann erst ab Anfang 2014 zunächst über die Punkte 18 – 21 seitwärts zu laufen. Dieser jahrelange Bullenmarkt wurde erst bei Punkt 22 unterbrochen, als kein weiteres neues Hoch mehr markiert wurde. In Folge fiel der Kurs mit Punkt 23 dann auch unter das letzte Tief von Punkt 21.

Für das Trading können Sie sich beide Richtungen eines Trends zunutze machen. Sie können einen Aufwärtstrend ebenso begleiten – »Long« handeln, wie Sie einen Abwärtstrend »Short« handeln können. Wir werden Ihnen im Laufe des Buches dazu konkrete Strategien und Produkte aufzeigen, mit denen Sie beides professionell durchführen können.



4 Vom Einzeltitel zum Index

Charles Henry Dow ist es im Übrigen zu verdanken, dass wir nicht nur über einzelne Aktien sprechen, sondern uns auch mit Indizes beschäftigen. Genau genommen publizierte Dow seinen ersten Index im Jahr 1884. Dieser bestand aus neun Eisenbahn- und zwei weiteren Aktien. Die Grundidee von Dow bestand darin, den wirtschaftlichen Zustand eines Landes in einem Aktienkorb zusammenzufassen und entsprechend messen zu können.

Nach mehreren Umstrukturierungen bildete sich aus diesem ersten Aktienindex der Dow Jones Industrial Index, der die 30 wichtigsten Industriewerte der USA enthält und als einer der Leitindizes dieser Welt gilt.

Mittlerweile hat jeder nationale Aktienmarkt mindestens einen eigenen Index. In Deutschland gibt es beispielsweise den Deutschen Aktienindex, abgekürzt DAX®, der die 30 größten Unternehmen in Deutschland abbildet. Es gibt den MDAX® für die 50 wichtigsten mittelgroßen Unternehmen. Und es gibt den SDAX® für die 50 wichtigsten kleineren Unternehmen. Die 30 größten Technologieunternehmen werden in Deutschland im TecDAX® auflistet. Die Indizes werden regelmäßig überprüft. Dabei gibt es immer wieder Auf- und Absteiger. Der Aufstieg in einen Index kann der entsprechenden Aktie zu starken Kurssteigerungen verhelfen, die die Marktteilnehmer, dann wieder – je nach Schwerpunkt – zu Ein- bzw. Ausstiegen nutzen.

Wer nimmt am Handel an den Finanzmärkten teil? Wir hatten Ihnen weiter oben bereits einen Anlegerkollegen vorgestellt, der sich etwas kurzfristiger orientiert. Neben Ihnen beiden gibt es noch eine Vielzahl an Marktteilnehmern, die alle unterschiedliche Motive und Ziele für ihren Börsenhandel haben. So gibt es etwa die in Deutschland ansässige Gemeinschaft der Privatanleger. Es gibt aber auch Privatanleger auf der ganzen Welt, die mit Werten aus den deutschen Aktienindizes handeln. Mal langfristig, mal kurzfristig. Durch diese globale Interaktion entsteht Bewegung im Markt. Diese Bewegung wiederum benötigen Sie ja auch für Ihr aktives Trading.

Vielleicht haben Sie eine Lebensversicherung abgeschlossen. Dann investiert Ihre Versicherung einen kleinen Teil Ihrer Einzahlungen in Aktien ausgewählter Unternehmen. Zudem gibt es auch noch weitere professionelle Anleger, wie Banken oder Fonds aus dem In- und Ausland. Diese investieren im Vergleich zur Gruppe der Privatanleger ungleich mehr Kapital in ein einzelnes Unternehmen bzw. in dessen Aktien. Sie können sich leicht vorstellen, was passiert, wenn diese institutionellen Anleger gebündelt ein Unternehmen für sich entdecken und beginnen, Aktien dieses Unternehmens zu kaufen. Dadurch entstehen die großen Kursbewegungen, die Sie im Chartverlauf sehen können. Von diesen großen Bewegungen können natürlich auch Sie profitieren. Wir wollen Ihnen im Laufe dieses Buches das entsprechende Handwerkszeug vorstellen, damit Sie mit Hebelzertifikaten Ihren Nutzen daraus ziehen können.
Das müssen Sie wissen:

  • Der Begriff »Finanzmarkt« ist ein Oberbegriff für sämtliche Kapitalmärkte – also auch für die Aktienbörsen.
  • An den Finanzmärkten kommen Anbieter von Kapital und Nachfrager nach Kapital zusammen.
  • Dabei konkurrieren Privatanleger mit institutionellen Anlegern um den besten Preis.
  • Preisbewegungen werden in Charts dargestellt. Über die Chartverläufe können Sie bestehende Trends bestimmen.
  •  Ein Trend ist über eine Folge von Hoch- und Tiefpunkten definiert.
  • In einem Aufwärtstrend gibt es regelmäßig aufsteigende Hoch- und Tiefpunkte, in einem Abwärtstrend entsprechend absteigende Hoch- und Tiefpunkte.

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