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Centre-Court-Börse Michael Borgmann

Michael Borgmann befasst sich seit Beginn des Neuen Marktes 1997 passiv und aktiv mit dem Börsengeschehen, legte aber zwischendurch eine  mehrjährige privat (Nachwuchs) und be‑ ruflich (selbstständige Existenzgründung) bedingte Pause ein. Im Zuge der Verwerfungen rund um die in 2007 beginnende globale Finanzkrise begann er sich wieder intensiver mit dem Aktienmarkt zu befassen. Hierbei beschränkte er sich überwiegend auf die Aspekte der Technischen Analyse und Charttechnik und probierte nach und nach die meisten bekannten und auch eher exotischen Ansätze aus. Dabei versuchte er auch immer, den psychologischen Aspekt von Kursbewegungen mit zu berücksichtigen, und fand letztlich relativ zuverlässige Methoden, diesen Ansatz auch mit den Mitteln der Technischen Analyse nachvollziehbar einzubringen. Michael Borgmann war sich dabei sehr wohl bewusst, die Charttechnik nicht neu erfinden zu können, begibt sich aber generell ungern auf zu sehr ausgetretenen Pfaden der Materie. So folgten viele Experimente mit bereits bekannten Vorgehensweisen und Methoden, die in zahlreichen Backtests verfeinert und angepasst wurden. Am auffälligsten ist dabei sicherlich die von ihm entworfene und benutzte »Ichimoku‑Triple‑Cloud«.

Seine Ergebnisse auf diesem Gebiet teilte er stets auch über die sozialen Medien. Zunächst in Form eines eigenen Blogs und später über einen relativ hoch frequentierten Video‑Blog. Als im Hause der BörseGo AG damit begonnen wurde, das GUIDANTS‑Tool öffentlich zugänglich zu machen, verlegte er seine Aktivitäten auf diese Plattform und hatte dort – gemeinsam mit seinem Kollegen Bernd Senkowski – nach geraumer Zeit einen recht stark besuchten Stream und eine große Community. Die Arbeit dort erforderte allerdings nach rund anderthalb Jahren einen derart hohen Zeitaufwand, dass sie als Hobbytätigkeit nicht mehr zu bewerkstelligen war. Herr Borgmann entschied sich dazu, aus seiner Leidenschaft einen Beruf zu machen, und präsentiert seit Juli 2015 (ebenfalls auf der GUIDANTS‑Plattform) die Ergebnisse seiner Arbeit im zahlpflichtigen Premium‑Bereich des »Centre‑Court‑Börse« . Dort lässt er seine Kunden nicht nur an seinen Analysen teilhaben, sondern auch an seiner Erfahrung und seinen Methoden, die Bewegungen an den Finanzmärkten besser zu verstehen und handeln zu können. Quelle: Weygand, Harald; Bertreit, Rene: Das große GodmodeTrader-Handbuch 2: © 2017 FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH, München. Finanzbuchverlag.de All rights reserved. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.


INTERVIEW MIT MICHAEL BORGMANN

  • Wie kamst du zum Trading und was macht die Faszination Börse für dich aus?

Michael Borgmann. Das ursprünglichste Ereignis, an das ich mich erinnern kann, war sicherlich mein damaliger Lateinlehrer. Dieser gab uns bereits ab Klasse 7 täglich die Auf‑ gabe mit, am Folgetag den aktuellen Gold‑Kurs pro Barren wissen zu müssen, welcher damals noch einmal am Tag in der Tageszeitung publiziert wurde. Und wehe, man wusste diesen dann nicht auf Anfrage! Was das mit Latein zu tun hatte, weiß ich allerdings bis heute nicht …

Während meines folgenden Besuchs der Höheren Handelsschule und auch später im Rahmen meiner kaufmännischen Ausbildung in den frühen 1980er‑Jah‑ ren bekam ich im Fach Volkswirtschaftslehre erste Kontakte der fundamentalen Art mit der Materie Aktien/Börse . Dieses Fach lernte ich früh aufgrund der eher trockenen, spröden Materie zu hassen. Und dies hat wohl bis heute meine Ab‑ neigung gegen die Fundamentalanalyse zementiert.

Es sollten aber in der Folge noch etliche Jahre vergehen, bis ich mich tatsächlich mit dem Trading beziehungsweise dem Handel von Aktien und Derivaten beschäftigte. Der Grund dafür lag bei mir – wie bei fast allen Tradern, die in den 60er‑/70er‑Jahren geboren wurden – im Entstehen des »Neuen Marktes«, welcher von 1997 bis 2003 ein insgesamt eher unrühmliches Dasein fristete, aber durch den ihn begleitenden Medien‑Hype gerade in Deutschland eine Vielzahl Neulinge an die Börsenplätze dieser Welt spülen sollte, darunter auch mich.

Ich denke, nur wer die Ereignisse dieser insgesamt rund sechs Jahre persönlich miterlebt hat, kann eine Vorstellung davon haben, welchen Stellenwert die Börse in der damaligen Zeit in der Gesellschaft und in den Medien hatte. Man darf sich auch gar nicht vorstellen, wie unbedarft man damals vorgegangen ist. Vergleiche mit dem Goldrausch am Klondike sind gerade für das Jahr 1999 mehr als treffend . Wer damals an der Börse aktiv war, konnte kaum darum herum‑ kommen, sich von dem Hype anstecken zu lassen. Aktienkurse verdoppelten sich nahezu im Wochen‑ oder Monatstakt. Ein Wert fiel intraday um 10 bis 20 Prozent? Kein Thema, das waren sichere Kaufchancen, am Folgetag stieg diese Aktie dann eben um 30 Prozent wieder an.

Eine Aktie war intraday 10 Prozent im Plus? Rein da – das wurden dann auch schnell noch 20 Prozent! Neuemissionen zeichnete man »blind« mit dem Wissen, dass die raren Stücke sich oftmals nach den ersten offiziellen Handelsminuten schon im hohen zweistelligen Bereich verteuert oder gar verdoppelt hatten. Es herrschte eine wahre Massenhysterie, die auch durch die medial geschürte Panik rund um den Jahrtausendwechsel zusätzlich einem Hype unterlag.

Es war die Zeit der »3sat‑Börse«, der Börsenpublikationen und, kaum zu glauben, der teuren Telefon‑Hotlines! Wenn man bereits am Handelstag vor der neuen Sendung beziehungsweise vor Erscheinen der neuen »Börse Online« vermeintlich wusste, was in die dortigen Musterdepots aufgenommen wurde … In den Börsen‑Foren schossen dann immer die Spekulationen ins Kraut, welche Aktien dies wohl sein würden, und jeder kannte irgendeinen, der jemanden kannte, der jemanden kannte …

Und irgendwann 1998/1999 begann auch meine »Börsenkarriere«, und zwar exakt mit dem Börsenspiel auf 3sat. Völlig unbedarft und ohne einen echten Schimmer, was wir taten, begann ich mit einem Bekannten ein eigenes Börsenspiel . Hierbei machten wir natürlich erst einmal Papier‑Trades und »kauften« die Aktien zum jeweiligen Schlusskurs freitags in Frankfurt.

Was ich damals nicht beachtete: Mein Mitspieler betrieb »Frontrunning«, indem er einfach schaute, welche US‑Werte sich nach dem Close in Frankfurt noch positiv entwickelt hatten, bis in den USA die Börse geschlossen wurde . Somit hatte er kurioserweise montags immer zahlreiche Werte im Depot, die im deutschen Han‑ del eine überdurchschnittliche Performance aufweisen konnten . Nach ein paar Wochen kam ich dann aber dahinter und wendete dieselbe Methode an. Somit erhielt ich auch direkt zu Beginn, bevor ich auch nur eine einzige Aktie real gehandelt hatte, eine der wichtigsten Lektionen gratis: An der Börse ist sich jeder selbst der Nächste und überwiegend von dem Ziel angetrieben, seine erworbenen Aktien möglichst teuer an jemand anderen loszuwerden.

Ich glaube aber, exakt das war auch der Punkt, ab dem mich die Börse zu faszinieren begann, denn ich wollte lieber zu der Fraktion gehören, die den anderen ihre Stücke teuer verkaufte, als zu denen, die aus irgendwelchen Gründen zu spät mit ihren Käufen und zu früh mit ihren Verkäufen kamen.



  • Welche Basiswerte (Aktien, Indizes, Edelmetalle, Währungen etc.) handelst du und warum?

Michael Borgmann. Ich habe mir niemals großartige Beschränkungen auferlegt, was ich denn handeln würde. Warum auch? Auch das ist sicherlich eine unmittelbare Folge meines Einstiegs zu den Neuer Zeiten, es war einem damals schlichtweg egal, welches Geschäftsmodell eine Firma hatte, Hauptsache der Kurs stieg. Und diese »Egal Mentalität« pflege ich auch heute noch, was ich insgesamt eher als Vorteil sehe. Ich hege dadurch auch keinerlei moralisch‑ethischen Vorbehalte gegenüber irgendeiner Form von Aktien beziehungsweise Aktiensegmenten oder Assetklassen wie den Rohstoffen – sie sind für mich schlichtweg Mittel zum Zweck und handele ich sie nicht, dann macht das eh jemand anderer.

Da ich logischerweise mit der hohen Dynamik von Hightech‑Werten an der Börse »groß geworden« bin, habe ich auch heute noch eine starke Affinität für zum Beispiel an der Nasdaq notierte Aktien. Ich scheue mich aber auch nicht, eine eher nicht so volatile Aktie wie die der Deutschen Telekom zu handeln, wenn der Chart es hergeben sollte.

  • Traden und Investieren – Widerspruch oder Ergänzung?

Michael Borgmann. Als freiheitsliebender Mensch mag ich generell Ein und Beschränkungen jedweder Art eher gar nicht, was natürlich auch auf das Traden abfärbt. So sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass man sich beim Eingehen von zum Beispiel einer Aktienposition eher ein preisliches als ein zeitliches Ziel setzt. Ich lese sehr oft in Foren von Leuten, die gerne nur mittel‑langfristig agieren würden und entsprechende Chart‑Setups suchen (egal ob in kostenlosen oder in Bezahl‑Bereichen). Hier wird oftmals die Materie unterschätzt und nicht entsprechend gewürdigt beziehungsweise respektiert. Der Markt in seiner Gesamtheit entscheidet schließlich, wann ein Kurs wohin tendiert, nicht der Einzelne, der so eine Position eingeht.

Es kann also passieren, dass man einen Trade als kurzfristige Spekulation eingeht und sich das später zu einem mittel‑ oder langfristigen Investment entwickelt. Ebenso sollte man nicht abgeneigt sein, Gewinne mitzunehmen, wenn ein ursprünglich als mehrmonatiges oder gar mehrjähriges Investment geplanter Kauf binnen kürzester Zeit sein Kursziel erreichen kann. Ein flexibler Trader dürfte dauerhaft erfolgreicher sein als jemand, der sich nur ungern den Marktgegebenheiten und unterschiedlichen Marktphasen anpassen mag.

  • Technische Analyse versus Fundamentalanalyse – schließen sich die beiden Methoden aus?

Michael Borgmann. Als eindeutig charttechnisch ausgelegter Analyst sollte meine Antwort eigentlich ein klares »Ja!« sein. Aber auch hier sollte man der Flexibilität den Vorzug geben. Wenn ein Fundamentalanalyst etwas als zu teuer oder zu billig anpreist, muss man ja nicht umgehend einen Kauf‑ oder Verkaufsauftrag aufgeben. Im Gegenteil, der Charttechniker sollte diese Zusatz‑Info dazu benutzen, mit seinen eigenen Methoden zu ermitteln, ab wann der Markt denn beginnt, diese Fundamentaldaten einzupreisen, beziehungsweise ob er dies schon hat und beginnt, diese zu ignorieren. Dementsprechend bin ich einer Symbiose nicht abgeneigt, wähne mich aber als Charttechniker den Fundamentalanalysten überlegen, denn diese arbeiten in der Regel mit veraltetem Material und zukünftigen Erwartungen, ein Chart hingegen ist stets auf dem aktuellsten Stand des Geschehens.

  • Mit welchen Ansätzen analysierst du die Märkte?

Michael Borgmann. Als alter Hase scheue ich mich eigentlich vor nichts, was die Methodik beziehungsweise technische Hilfsmittel, zum Beispiel Indikatoren und so weiter, angeht – somit nutze ich beinahe die komplette Bandbreite der zur Verfügung stehenden charttechnischen Hilfsmittel. Man kann ständig etwas dazulernen, egal wie lange man dabei ist. Für mich ist es wichtig, dass sich mir zum Beispiel der Nutzen eines neuen Indikators oder einer Analysemethode schnell erschließt und letztlich einen Mehrwert darstellt – ansonsten wandert er nach kurzer Probephase in die virtuelle Mülltonne. Über Dinge wie Elliott‑Wellen oder den Ichimoku Kinko Hyo habe ich vor etlichen Jahren noch müde ge‑ schmunzelt, dennoch möchte ich ihren zusätzlichen Wert heute nicht mehr missen, auch wenn ich gut ohne beides klarkommen würde.

  • Welches sind aus deiner Sicht die drei wichtigsten Regeln, die ein dauerhaft erfolgreicher Trader beachten muss?
  1.  Ein kritischer Geist: Denn dieser hinterfragt immer und ständig sowohl sich, seine Handelsmethoden als auch den Markt und seine sich stetig ändernde Entwicklung.
  2. (Selbst-)Disziplin: Jeder Trader ist sich selbst der schlimmste Feind, das Abweichen und Nichteinhalten von persönlich aufgestellten Handels‑ regeln ist oftmals der Anfang vom Ende. Man hat im Prinzip bei jedem Trade stets und ständig seinen inneren Schweinehund zu überwinden, eben nicht auf diesen zu hören.
  3. Wille und psychische Stärke: Trading ist mehr als eine Obsession, man sollte alles vermeiden, was beim Handeln die Psyche belastet und dadurch die Willenskraft unterwandert. Spielen sich diese Dinge abseits der Börse ab, ist in solchen mental schwachen Phasen der Handel einzuschränken beziehungsweise auszusetzen, um keine zu hohe Fehlerquote zu begünstigen.

Trader Martin Borgmann

Michael Borgmann



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